Galgen, der

[391] Der Galgen, des -s, plur. ut nom. sing. ein senkrecht stehender Pfahl mit einem Querholze, besonders so fern dieses Werkzeug dazu dienet, Übelthäter daran zu henken. An den Galgen kommen, gehenket werden. Er hat den Galgen mehr als Ein Mahl verdienet, die Strafe des Galgens. Ein Verbrechen, auf welchem Galgen und Rad stehet. In der anständigern Sprechart wird der Galgen das Hochgericht, in der Sprache der[391] Spitzbuben aber die Feldglocke genannt. Wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt führen auch andere Werkzeuge diesen Nahmen. Dahin gehöret der Galgen an einem Schöpfbrunnen, der senkrecht stehende Baum, worin der Schwängel beweglich ist. In den Salzkothen ist der Galgen ein Gerüst über dem Eingange der Salzstätte, worauf man Salz stellet oder Holz leget. An den Buchdruckerpressen ist es eine hölzerne Lehne am Ende des Laufbretes, an welche sich der geöffnete Deckel anlehnet; an den Pferdezäumen ein Mundstück oder Gebiß in Gestalt eines Bogens, S. Galgenmundstück.

Anm. Dieses Wort lautet schon bey dem Ulphilas Galga, und bey dem Ottfried Galgen, wo es von dem Kreuze gebraucht wird, im Schwed. Galge, im Engl. Gallow, im Angels. Galg, Gual, Galga, im Holländ. Galghe, im Dän. Galge. Zu Carls des Großen Zeit bedeutete Galgo auch einen Schöpfbrunnen, ohne Zweifel um des darüber befindlichen einem Galgen ähnlichen Schöpfgerüstes willen. Wachter, Haltaus und andere haben von dem Ursprunge dieses Wortes allerley seltsame Meinungen. Ihre leitet es mit mehrerm Glücke von dem Isländ. Gagl, der Ast, der Gipfel eines Baumes, der Zagel, Nieders. Zelke ab, weil man doch daran zuerst die Missethäter gehenket hat, ehe man eigene Säulen dazu errichtete.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 391-392.
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