Habesch

[195] Habesch, Abyssinien, Hochland auf der Ostküste Afrikas, zwischen Senaar, dem rothen Meere, der Küste Ajan und dem Lande der Gallas, fällt gegen das Meer u. wahrscheinlich auch gegen die andern Seiten in sehr steilen Gebirgsterrassen ab, wird im Innern von Gebirgszügen durchschnitten, die von 9000' bis 14000' ansteigen und meistens aus Sandstein bestehen. H. gibt dem blauen Nil, Bahr el Azrek, den Ursprung, ist wohl bewässert, hat zur Regenzeit einzelne Sumpfseen, aber auch eine Salzhochwüste auf dem Küstengebirge. Das Klima ist gemäßigt, indem die Hitze des in den Tropen liegenden Landes durch das Gebirge sehr gemäßigt wird; Kasse soll wild wachsen, also einheimisch sein. Die E., vielleicht 4 Mill., sind Abyssinier arab. Stammes, Juden (s. Falaschahs) u. die von Süden eingewanderten Schangallas, welche die meisten Provinzen des Reichs erobert haben. Dasselbe war früher eine unumschränkte Monarchie unter einem Kaiser »Negus«, aber jetzt bestehen 3 Reiche: Gondar am See Tsana, Tigre mit den Quellen des Tacazzeflusses, Schoa im Süden; unter den Schangallas haben sich Guraghue, Narea, Kassa, Susa, Sendjero, Cambate, Kutscha als abyssin. Inseln erhalten. Die H.iten sind monophysitische Christen; sie wurden im 4. Jahrh. von Frumentius (s. d., wo es statt 14. Jahrh. 4. heißen soll) bekehrt, im 6. durch die Verbindung mit Alexandrien monophysitisch; den Patriarchen aller H.iten, Abunah, d.h. Vater, der in Gondar residirt, ernennt der Patriarch der ägypt. Kopten. Neuester Zeit haben Frankreich und England wetteifernd Verbindungen mit H. angeknüpft, das für den europ. Verkehr und die Civilisation des innern Afrika sehr bedeutend werden könnte; im Reiche Tigre ist ein württemberg. Naturforscher, Schimper, Gouverneur einer kleinen Provinz.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 195.
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