Janitscharen

[468] Janitscharen (Jenitscheri, d.h. junge Leute), das ehemalige türk. Fußvolk, von Sultan Orchan 1329 errichtet, von Murad I. 1360 vollständig organisirt, den Abendländern furchtbar bis über die Mitte des 17. Jahrh., später der Schrecken der Sultane u. Großwürdenträger, 1826 durch Sultan Mahmud aufgehoben, wo bei 8000 J. mit ihren Kasernen verbrannten, 10000 sonst umkamen und 20000 verbannt wurden. Ursprünglich wurden sie aus Christenknaben herangezogen, die aus der christlichen Bevölkerung in einem Alter von 6–12 Jahren gleichsam als Zehnten für den Sultan ausgehoben wurden. Die Erziehung in eigenen Kasernen war der der spartan. Jugend ähnlich, so daß sich dieses Corps ebenso sehr durch Waffenübung als Muth und strenge Disciplin auszeichnete und deßwegen den Feudalherren des Abendlandes die furchtbarsten Niederlagen beibrachte. Die J. waren in 196 Ortas (von 100–800 Mann stark) eingetheilt; der Befehlshaber einer Orta hieß Aga, der zweite Ortabaschi, der dritte Schiwibaschi. [468] Ihre Waffe war eine lange Muskete, Pistolen u. Säbel; ihr Angriff geschah im Laufe, indem sie die Muskete nur einmal abfeuerten, dann ins Handgemenge stürzten; 3 Angriffe mußten sie wagen, waren aber zu einem vierten nicht verpflichtet. Anfangs waren sie unverheirathet; der Sold war gering, dagegen erhielten sie Kleidung u. Nahrung und hatten viele Vorrechte. Als wegen dieser sich viele Türken aufnehmen ließen und die Ergänzung aus den Christenkindern aufhörte, zerfiel die Disciplin und dadurch die kriegerische Tüchtigkeit des Corps um so schneller, als sie hinter der Ausbildung der Taktik im christlichen Abendlande zurückblieben, doch bewahrte es Corpsgeist u. Ehrgefühl bis an das Ende.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 468-469.
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