Mabillon

[54] Mabillon (Mabiljong), Jean. der grundgelehrte und in seinen historischen u. literarischen Forschungen unermüdliche Mauriner, wurde geb. 1632 zu Pierremont in der Diöcese Rheims, 1653 Benedictiner, 1660 Priester, 1664 in Paris Gehilfe des dʼAchéry bei Herausgabe von seinem Spicilegium, gab von 1667 an selbständige große Werke heraus, schlug eine Pension von 2000 Livres aus, die ihm Kolbert angeboten, machte aber im Auftrage des Königs gelehrte Reisen in Frankreich, Deutschland und Italien u. bereicherte die königl. Bibliothek mit mehr als 3000 seltenen Büchern und Handschriften. Eine Abhandlung über die Nützlichkeit und Nothwendigkeit wissenschaftlicher Beschäftigung der Klostergeistlichen verwickelte ihn in Streit mit dem rigorosen Abt von la Trappe, de Rancé, doch vereinigten sich die Gegner bald; dagegen brachte eine Abhandlung über den Cult unbekannter Heiligen den M. schier in den Index u. erst die Umarbeitung der Schrift erwarb ihr 1705 die Empfehlung der Congregation des Index. Bereits 1701 war M. Mitglied der Akademie der Inschriften geworden, sein schwächlicher Leib unterlag 1707 zu Paris seinen Anstrengungen. Hauptwerke: Acta Sanctorum O. S. B., Par. 1668–1702, 9 Fol. (der 10. und letzte Bd. wurde vom Mauriner François le Texier geschrieben, blieb jedoch ungedruckt); Vetera Analecta, Par, 1675 bis 1685. 4 B., eine höchst werthvolle literär-historische Sammlung, in deren 4. Bd. die Ausbeute der Reise in Deutschland sich findet; De re diplomatica libri VI. Par. 1681 mit Supplem. 1704, eine Schrift, welche den M. zum Schöpfer der wissenschaftlichen Urkundenlehre macht; [54] Annales Ordinis S. Benedicti, Paris 1703 bis 1739, 6 Fol., die erste kritische Geschichte des Benedictinerordens, deren 5. Bd. Renatus Massuet 1713, deren 6. Edmund Martene 1739 herausgab. Dazu De liturgia Gallicana; das Museum Italicum, la mort chrétienne (das Beste, was über den Tod der Heiligen geschrieben wurde); endlich die Oeuvres posthumes, Par. 1724, 3 B. in 4., herausgeg. vom Mauriner V. Thuillier. Lebensbeschreibungen des M. von Ruinart, Massuet, neueste von Chavin de Meulan, Paris 1843.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 54-55.
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