Necker

[309] Necker, Jacques, geb. 1732 zu Genf, durch seinen Vater, einen Professor, aus Brandenburg stammend, erwarb sich als Compagnon des Bankierhauses Thélusson ein großes Vermögen, dadurch, sowie durch einige nationalöconomische Schriften und sein einfaches Wesen Achtung, wurde 1777 Generaldirector der franz. Finanzen u. stellte den Staatskredit wieder her, indem er die schlechte Wirthschaft mit dem Staatseinkommen verbesserte; 1781 wurde er entlassen, namentlich weil er die Privilegirten besteuern wollte und einen Rechenschaftsbericht über seine Finanzverwaltung veröffentlichte. Sein Nachfolger de Calonne mißbrauchte den durch N. geschaffenen Staatskredit um die Finanzen vollends zu ruiniren, daher wurde N. 1788 in der Noth abermals gerufen. Er wußte kein anderes Mittel als Besteuerung der Privilegirten durch Generalstände, erwirkte deren Berufung, zeigte sich aber zur Leitung derselben gänzlich unfähig u. wurde den 11. Juli entlassen, als sich der König zu einer Reaction gegen das Vorgehen des 3. Standes, der sich zur Nationalversammlung erklärt hatte, entschloß. In Folge der Unruhen vom 11. bis 14. Juli wieder berufen, konnte N. mit der Nationalversammlung, die bereits von der Revolution vorwärts getrieben wurde, nicht lange in Uebereinstimmung bleiben und zog sich im Sept. 1790 nach Coppet bei Genf zurück, wo er 1804 st. Seine Frau Susanne, eine Predigerstochter, gest. 1794, war Schriftstellerin, seine Tochter die bekannte Madame Staël.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 309.
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