Toland

[494] Toland, John, ein engl. Freidenker, geb. 1670 in Irland von kath. Eltern, wurde früh Presbyterianer u. ein Verächter der Geistlichkeit, die er bereits 1691 in der Satire: the tribe of Levi (Stamm Levi) geißelte. Er litt an der Großmannssucht, machte in der damaligen Zeit gewaltiges Aufsehen mit paradoxen und kecken Behauptungen: das Christenthum enthalte keine Geheimnisse u. überhaupt nichts, was über die Vernunft sei; Gottesläugner seien dem Staate bei weitem nicht so gefährlich als Abergläubige; die Aechtheit der Evangelien sei stark zu bezweifeln, weil es gar viele Evangelien (vergl. Apokryphen) gebe, Christen seien aber alle, die überhaupt ein Evangelium besäßen, auch die Juden und Türken u. dergl. m., lauter Dinge, die seitdem von Rationalisten tausendfältig behauptet, aber so wenig als von T. bewiesen worden sind. Als politischer Schriftsteller spielte T. eine zweideutige u. charakterlose Rolle, war als ein höchst unsittlicher Mensch verschrieen und st. 1722 am gelben Fieber.[494]

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 494-495.
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