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Peter Prosch

Leben und Ereignisse des Peter Prosch,

eines Tyrolers von Ried im Zillerthal,

oder

Das wunderbare Schicksal,

Geschrieben in den Zeiten der Aufklärung

Hier wär mein ganzer Lebenslauf.

Ihr Herren und Frauen nehmt ihn auf

Mit Gunst und hohen Gnaden.

Wenn dort und da ein Fehler ist,

Und sich das Ding nicht zierlich liest,

Wirds doch dem Buch nicht schaden.


Ein Autor bin ich wahrlich nicht,

Hab weder Reime, noch Gedicht

Mein Leben durch gekritzelt:

Und schrieb ich so mein Leben hin,

So war der Stil nach meinem Sinn

Tyrolerisch geschnitzelt.


In unsrer aufgeklärten Zeit

Kann meines Lebens Seltenheit

Vielleicht noch manchem dienen.

Er steck die Nase nur hinein;

Sie wird ihm wahrlich nützlich sein:

Denn er wird manches innen.


Ich bin kein eitler Spatzifing:

Es ist ein wunderliches Ding

Gewiß ums Menschenleben;

Der viel auf Glück und Schicksal baut,

Ist wahrlich eine arme Haut

Und muß viel Lehrgeld geben.


Dem setzt das Glück den Lorbeer auf,

Den hebt es auf den Thron hinauf,

Dem gibt es eine Kappe;[9]

Dem Haselnüsse, dem ein Reich.

Und doch sind alle Menschen gleich,

Der Doktor wie der Lappe.


Wenn ich auch gleich ein Töffel war,

So sah ich dennoch hell und klar

Mit meinen eignen Augen,

Daß gute Menschen nur allein

Das Glück der Menschen können sein

Und böse zu nichts taugen.


Wenns mit dem Beutel nissig steht,

Und wenn es einem übel geht,

Lernt man die Menschen kennen:

Im Unglück und in Traurigkeit

Lernt man den Wert der Menschlichkeit

Und wahren Wert der Tränen.


Die Armut prüft den wahren Freund,

Sie zeigt, wers gut und redlich meint,

Sonst gibts nur eitle Worte.

Durch Unglück, wie Erfahrung lehrt,

Wird erst der wahre Freund bewährt,

Wie Gold in der Retorte.


Als Peter Prosch im Unglücksjahr

In Elend und in Jammer war,

War er in fremden Landen.

Von Brandenburg der Markgraf da,

Als er den Peter elend sah,

Der ist ihm beigestanden.
[10]

Die Markgräfin von Anspach dort

Half mir auch, und mit einem Wort,

Wie Baierns Marianne,

Die mir mit Geld und gutem Rat

So viele große Gnaden tat

Zu meines Glückes Plane.


Euch drei (es ist auch meine Pflicht)

Euch drei vergeß ich ewig nicht;

Euch weih ich dies mein Leben,

Das Peter Prosch in jeder Zeit

Für euch, weil ers vom Herzen weiht,

Bereit ist hinzugeben.


Peter Prosch
[11]

Quelle:
Prosch, Peter: Leben und Ereignisse des Peter Prosch, eines Tyrolers von Ried im Zillerthal, oder Das wunderbare Schicksal, Geschrieben in den Zeiten der Aufklärung, München 1964, S. 9-12.
Erstdruck: München (Anton Franz) 1789.
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