Anhydrít

[531] Anhydrít (v. griech. anydros, »wasserlos«; Karstenit,Muriacit), Mineral und zwar wasserfreier schwefelsaurer Kalk CaSO4, kristallisiert rhombisch, findet sich aber meist derb in faserigen, körnigen oder fast dichten Aggregaten. Er ist wasserhell bis weiß, auch bläulich oder rötlich, glasglänzend, durchsichtig und durchscheinend, Härte 3–3,5, spez. Gew. 2,83. A. findet sich in großen, meist unregelmäßig ausgedehnten Massen mit Gips und Steinsalz in den Salzgebirgen verschiedener Formationen eingelagert; auch durchzieht er als sogen. Gekrösestein in eigentümlichen Windungen das Steinsalz und den Salzton in Wieliczka und Bochnia, und ähnlich zu Staßfurt. In größern Massen von Gips (wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk) bildet er häufig den Kern, und sehr wahrscheinlich ist der meiste Gips aus A. durch Aufnahme von Wasser hervorgegangen. Hierbei wurde das Volumen bedeutend vergrößert, und das Gestein übte daher einen sehr heftigen Druck auf die Umgebung aus, woraus sich die in der Nähe von Gipslagern häufigen Störungen im Schichtenbau erklären. Das geognostische Vorkommen des A. widerspricht einer plutonischen Bildungsweise. Aus einer Lösung von schwefelsaurem Kalk in Wasser kristallisiert unter gewöhnlichen Verhältnissen Gips, bei stärkerm Druck bildet sich wasserärmerer schwefelsaurer Kalk (Kesselstein), und wenn man Gips mit gesättigter Kochsalzlösung in zugeschmolzenen Glasröhren erhitzt, so verwandelt er sich bei 120–130° in Anhydrit. Körniger, schöngefärbter A. (Vulpinit von Vulpino bei Bergamo) wird zu Statuetten und Ornamenten verarbeitet. Gemahlen dient A. als Dünger.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 531.
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