Baldung

[299] Baldung, Hans, genannt Grün oder Grien, Maler, Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt, geb. zwischen 1475 und 1480 in Weyerstein am Turm bei Straßburg, bildete sich nach Dürer und M. Grünewald, arbeitete zu Freiburg i. Br. und seit 1533 zu Straßburg, wo er Mitglied des Großen Rates wurde und 1545 starb. In Zeichnung und Komposition schließt er sich eng an Dürer, von dem er sich aber durch einen leidenschaftlichen und oft ungezügelt phantastischen Hang unterscheidet; in der Färbung ist er bisweilen trocken und kalt, bisweilen erreicht er eine große Leuchtkraft und Durchsichtigkeit des Kolorits. Sein Hauptwerk vom Jahr 1516 ist der Bilderschmuck des Hochaltars im Freiburger Münster, aus 11 Tafeln bestehend: Leben Christi und seiner Mutter, die Apostel, Heilige und Donatoren. Andre Werke von ihm befinden sich in Basel (Christus am Kreuz, 1512; der Tod, eine Frau küssend, und der Tod, eine Frau in das Grab ziehend, 1517), im Berliner Museum (Anbetung der Könige), im Darmstädter Museum (Christus als Gärtner, 1539), in der Münchener Pinakothek (Pfalzgraf Philipp, 1517) und in der kaiserlichen Galerie zu Wien (männliches Bildnis, 1515). Am nächsten an Großartigkeit der Auffassung kommt er Dürer in seinen Zeichnungen, von denen das Kupferstichkabinett zu Karlsruhe ein ganzes Buch besitzt (hrsg. von M. Rosenberg, Frankf. a. M. 1889). Er versuchte sich auch im Kupferstich und lieferte Zeichnungen für den Holzschnitt (etwa 160, darunter einige Clair-obscur-Schnitte). Dürer ehrte ihn durch Übersendung einer Haarlocke. Vgl. das »Verzeichnis der Gemälde des Hans B.« (Straßb. 1893) von Terey, der auch »Handzeichnungen des Hans B. in Lichtdrucknachbildungen« (das. 1894–95, 2 Bde.) und »Gemälde des Hans B. in Lichtdrucknachbildungen« (das. 1897 ff.) herausgab.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 299.
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