Francĭen

[819] Francĭen (Isle de France), im Mittelalter ein Herzogtum in Frankreich, eins der großen Kronlehen des Reiches, das in den Zeiten seiner höchsten Blüte die Grafschaften Paris, Orléans, Melun und Etampes umfaßte. Als erster Herzog von F. wird Robert der Starke genannt, der mit Auszeichnung gegen die Bretonen und Normannen kämpfte, 865 einen Sieg über die Normannen an der Loire errang und gegen diese bei Bissarte 866 blieb. Ihm folgte sein Sohn Eudo (Odo). gewöhnlich Graf von Paris genannt, der 888 zum König von Frankreich ausgerufen wurde und die Normannen schlug. Nach seinem Tode (898) folgte sein Bruder Robert II., der auch 922 als Gegenkönig Karls des Einfältigen auftrat, aber in der Schlacht von Soissons 923 fiel. Sein Sohn Hugod . Gr. eroberte die Hälfte von Burgund. Als ihn hierauf der König aus Mißtrauen verbannte, sing er Krieg gegen diesen an, der 942 damit endete, daß Hugo auch noch die andre Hälfte von Burgund und Neustrien erhielt. Er starb 956. Sein Sohn Hugo Capet wurde nach Ludwigs V. Ableben 987 in Noyon zum König gewählt und ist somit der Stifter der fränkischen Königsdynastie der Kapetinger. Das Herzogtum F. war fortan der Kern der kapetingischen Monarchie. Sein Gebiet bildete im wesentlichen später das Gouvernement Isle de France, das etwa 22,000 qkm (400 QM.) groß war und das Depart. Seine sowie Teile der Departements Aisne, Oise, Seine-et-Marne, Seine-et-Oise und Somme umfaßte. S. die Geschichtskarte bei Artikel »Frankreich«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 819.
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