Montferrat

[105] Montferrat (spr. mongferrá, ital. Monferrato), ital. Landschaft in Piemont, umfaßte ursprünglich nur das Gelände am rechten Ufer des Po zwischen Turin und Casale, erweiterte sich aber später nach S. über den Tanaro bis zum Ligurischen Apennin und zerfiel in Ober-M. (mit den Hauptorten Mondovi, Alba und Acqui) und Unter-M. (mit Alessandria, Asti und Casale). Gegenwärtig bildet M. die Provinz Alessandria und einen Teil der Provinz Cuneo. – In dem ursprünglichen M. bestand im 11. Jahrh. eine Markgrafschaft, die ein Zweig des Hauses der Aledramiden beherrschte. Aus ihm stammte Markgraf Konrad, der 1187 Tyros mit Erfolg gegen Saladin verteidigte, hierfür zum Herrn von Tyros erhoben und vom König Amalrich von Jerusalem mit einer seiner Töchter vermählt wurde; er kämpfte mit Guy von Lusignan um die Krone von Jerusalem, zeichnete sich im dritten Kreuzzug aus, ward aber 28. April 1192 von zwei Assassinen ermordet (vgl. Ilgen, Markgraf Konrad von M., Marb. 1880); Bonifatius III. von M. war einer der Führer des vierten Kreuzzugs, erlangte 1204 nach Gründung des lateinischen Kaisertums als König die Herrschaft über Thessalien und fiel 1207 gegen die Bulgaren; Wilhelm VI., der Große, von M., war im 13. Jahrh. ein berühmter Söldnerführer (Condottiere). Durch Erbschaft kam das Land 1305 an einen Seitenzweig des griechischen Kaiserhauses der Paläologen und 1536 an die Gonzaga von Mantua. 1574 wurde M. von Maximilian II. zu einem Herzogtum erhoben. Als 1627 der männliche Stamm des Hauses Gonzaga mit Herzogs Vincenzo erlosch, ward es nebst Mantua dem Herzog Karl I. von Nevers und Rethel übertragen, der 1631 einen Teil an den Herzog von Savoyen abtreten mußte. Erst nachdem 1703 der Kaiser Leopold I. dem Herzog Karl IV. von Mantua M. abgenommen hatte, kam es ganz an Savoyen. Vgl. Rossi, Paesi e castelli dell' Alto Monferrato (Turin o. J.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 105.
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