Orléanisten

[125] Orléanisten, in Frankreich die Anhänger der Familie Orléans (s. Orléans, S. 127 f.), sowohl während der französischen Revolution die Partei des Herzogs von Orléans (Egalité) als seit 1830 die Anhänger der Julidynastie; die letztern gehörten meist dem gebildeten, reichern Mittelstand, der Bourgeoisie, an und traten nach dem Sturz Ludwig Philipps 1848 um so mehr zurück, als sie außer an Zahl auch an Entschlossenheit und Energie den rivalisierenden Parteien der Legitimisten, Bonapartisten und Republikaner nachstanden. Nach dem Kriege von 1870/71 traten die O. wieder mehr in den Vordergrund; indes ihre ängstliche Behutsamkeit, ihre übertriebene Rücksichtnahme auf die Klerikalen, endlich der Fusionsversuch der konservativen Elemente mit der legitimistischen Partei, um dem Haupte der Orléansschen Familie, dem Grafen von Paris, nach dem Tode des Grafen von Chambord die legitime Nachfolge im Königtum zu sichern, entfremdeten der Partei viele liberale Mitglieder, die sich[125] der Republik zuwandten. Seit dem Erlöschen der ältern Linie der Bourbonen mit dem Tode des Grafen von Chambord (24. Aug. 1883) haben sich die O. mit den Legitimisten völlig verschmolzen, aber durch ihr Liebäugeln mit dem Boulangismus von neuem in der öffentlichen Meinung verloren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 125-126.
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