Pistacĭa

[911] Pistacĭa L. (Pistazie, Terpentinbaum), Gattung der Anakardiazeen, Sträucher oder kleine Bäume mit immer- oder sommergrünen, einfachen oder dreizähligen, meist unpaarig oder paarig gefiederten Blättern, diözischen Blüten in achselständigen zusammengesetzten Trauben und trockner Steinfrucht. Etwa fünf Arten in den Mittelmeerländern, West- und Ostasien, auf den ostafrikanischen Inseln und in Mexiko. P. Lentiscus L. (Mastixbaum, Lentisco, Sondrio), ein bis 4,5 m hoher Baum oder Strauch mit lederartigen, bleibenden, paarig gefiederten Blättern, geflügelter Blattspindel, kleinen, rötlichen Blüten und kugeliger, schwärzlicher Steinfrucht, wächst in den Mittelmeerländern bis Syrien und Palästina und bildet einen Hauptbestandteil der als Maquis bezeichneten, oft weite Strecken bedeckenden Gebüsche; eine auf Chios kultivierte Varietät liefert den Mastix; das Holz wird zu eingelegten Arbeiten benutzt, aus den Blättern bereitet man in Algerien ein Gerbmaterial, Leutisque, und aus den Samen preßt man fettes Öl. P. Terebinthus L. (Terpentinpistazie, Spaccacasso), ein mittelmäßiger Baum oder Strauch in den Mittelmeerländern, nordwärts bis Bozen, ostwärts bis Syrien und Palästina, mit abfallenden, unpaarig gefiederten Blättern, großen, vielblütigen Trauben und kleinen, dunkelroten Früchten,[911] gibt durch Einschnitte in die Rinde den cyprischen Terpentin oder den Terpentin von Chios. An den Enden der Äste entstehen häufig durch die Stiche einer Blattlaus (Aphis Pistaciae L.) hülsenartige Gallen (Carobe di Giuda), die 60 Proz. Gerbsäure und etwa 15 Proz. Gallussäure enthalten und zum Färben von Seide und Wein benutzt werden. Aus den angenehm bittern Samen, die in Griechenland gegessen werden (Kokonetza), preßt man fettes Öl. P. vera L. (echte Pistazie), ein 6–9 m hoher Baum, in Syrien und Mesopotamien heimisch, jetzt in allen Ländern um das Mittelländische Meer kultiviert, hat ein- bis zweipaarig gefiederte, abfallende Blätter, kurze Blütenrispen und eiförmig längliche, bis 2,5 cm große Früchte mit dünnem, grünem und rötlichem Fleisch. Die in den letztern enthaltenen Kerne (Pistazien, Pistaziennüsse, Pistazienmandeln, grüne Mandeln, syrische Nüßchen, Pimpernüsse) sind haselnußgroß, mit holziger Schale, die auf beiden Seiten in eine schwache Spitze ausläuft, und den länglichen, in ein braunrötliches Häutchen eingeschlossenen Samen umschließt. Dieser ist dunkel zeisiggrün, schmeckt angenehm mandelartig und enthält süßes, fettes Öl, das im Orient daraus gewonnen wird. Die Pistazien dienten früher als Arzneimittel, jetzt besonders zu Konfitüren, in der Küche und zum Würzen von Würsten. Am häufigsten findet man die sizilischen; die tunesischen sind wegen ihrer schönen grünen Farbe besonders geschätzt, während die großen Pistazien von Aleppo gelb sind.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 911-912.
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