Schweitzer

[182] Schweitzer, Jean Baptista von, Politiker und dramat. Dichter, geb. 12. Juli 1833 in Frankfurt a. M., gest. 28. Juli 1875 in der Villa Gießbach am Brienzer See, war der Sprößling eines alten katholischen Patriziergeschlechts, studierte in Berlin und Heidelberg die Rechte, ließ sich als Advokat in seiner Vaterstadt nieder, wendete sich aber bald der Politik und literarischen Beschäftigungen ausschließlich zu. Anfang der 1860er Jahre trat er in die sozialdemokratische Arbeiterbewegung ein, wurde nach Lassalles Tod 1864 Präsident des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und des Verbandes deutscher Gewerk- und Arbeiterschaften in Berlin und gab als solcher den »Sozialdemokrat« heraus, was ihn in häufige Konflikte mit der preußischen Regierung brachte. Von seiner Partei wurde er 1867 in den norddeutschen Reichstag gewählt; als er darauf 1871 bei der Wahl zum deutschen Reichstag durchfiel, legte er das Präsidium des Arbeitervereins nieder und zog sich ganz vom politischen Leben zurück. Als Schriftsteller ist S., abgesehen von politischen Schriften (»Zur deutschen Frage«, Frankf. 1862; »Der Zeitgeist und das Christentum«, Leipz. 1861, u. a.), mit einer Anzahl von Dramen (»Friedrich Barbarossa«, Frankf. 1858; »Canossa«, Berl. 1872) und Lustspielen (»Alcibiades«, Frankf. 1858; »Die Darwinianer«, Berl. 1875; »Die Eidechse«, das. 1876; »Epidemisch«, das. 1876) aufgetreten, von denen sich einige längere Zeit als Zugstücke behauptet haben. Auch veröffentlichte er einen sozialpolitischen Roman: »Lucinde, oder Kapital und Arbeit« (Frankf. 1864, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 182.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: