Soult

[627] Soult (spr. ßūlt), Nicolas Jean de Dieu, Herzog von Dalmatien, franz. Marschall, geb. 29. März 1769 in St.-Amans-la Bastide (Tarn), gest. 26. Nov. 1851 auf seinem dortigen Schloß, der Sohn eines Landmanns, trat 1785 als Gemeiner in das Regiment Royal-Infanterie und zeichnete sich in den revolutionären Feldzügen sehr aus. Dafür zum Divisionsgeneral ernannt, erlangte er im Feldzug in der Schweiz (1799) und bei der Verteidigung Genuas (1800) neuen Ruhm. Bei Napoleons I. Thronbesteigung ward er zum Marschall erhoben. 1805–07 befehligte er das 4. Armeekorps bei Austerlitz, Jena und Eylau. Nach dem Tilsiter Frieden zum Herzog von Dalmatien ernannt, erhielt er 1808 das Kommando der Zentralarmee in Spanien. Sein Feldzug gegen Portugal (1809) mißglückte gegen das überlegene Genie Wellingtons. Dafür schlug er 12. Nov. 1809 die spanische Armee bei Ocaña, nahm 1810 Sevilla und warf die Spanier nach Cadiz zurück. Am 16. Mai wurde er von Wellington bei Albuera geschlagen. 1813 drang er in Spanien ein, ward aber bei Cubiry (27. Juli) mit großem Verlust zurückgeschlagen. Ein zweiter Versuch des Vordringens (Ende August) endete mit seiner Niederlage bei Irun und seinem Rückzug nach Bayonne. Obwohl er 27. Febr. 1814 die Schlacht bei Orthez verlor, lieferte er Wellington noch 10. April mit kaum 20,000 Mann die blutige Schlacht von Toulouse. Erst 12. April räumte er Toulouse und schloß, indem er sich zugleich dem König von Frankreich unterwarf, am 19. einen Waffenstillstand. Er wurde von Ludwig XVIII. 3. Dez. 1814 zum Kriegsminister ernannt. Als Napoleon I. März bei Fréjus landete. dankte S. ab und übernahm 11. Mai die Stelle eines Generalstabschefs. Er befand sich in den Schlachten von Ligny und Waterloo an Napoleons Seite und leitete, als dieser in Laon die Armee verließ, den Rückzug bis Soissons. 1816–19 verbannt, wurde er doch 1827 zum Pair erhoben. Von Ludwig Philipp 18. Nov. 1830 zum Kriegsminister ernannt, behauptete er sich bis 1834 auf seinem Posten und erhielt auch im Mai 1832 die Präsidentschaft im Kabinett. Im Mai 1839 übernahm er nach Molés Sturz von neuem das Präsidium im Kabinett zugleich mit dem Portefeuille des Auswärtigen, doch scheiterte dieses liberale Ministerium schon im Januar 1840. Nach Thiers' Rücktritt ließ sich S. 29. Okt. 1840 nochmals zur Übernahme des Portefeuilles des Krieges und der Präsidentschaft bewegen, legte aber 1846 ersteres und 1847 letztere nieder und ward zum Maréchal général de France ernannt. S. war ohne höhere Bildung, besaß aber um so mehr natürlichen Scharfblick, große Bravour und glühenden Ehrgeiz. Er galt für den besten Taktiker unter Napoleons Generalen. Die 1816 geschriebenen Memoiren des Marschalls gab sein Sohn heraus (1. Teil: »Histoire des guerres de la Révolution«, 1854, 3 Bde.). Vgl. Combes, Histoire anecdotique de Jean de Dieu S. (Par. 1870); Clerc, Campagne du maréchal S. dans les Pyrénées occidentales en 1813–1814 (das. 1893); Bleibtreu, Marschall S., Napoleons größter Schüler (Berl. 1902); J. B. Dumas, Neuf mois de campagne à la suite du maréchal S., 1813 et 1814 (Par. 1907). – Sein Sohn Hector Napoléon S., Herzog von Dalmatien, geb. 1801, gest. 31. Dez. 1857, betrat 1830 die diplomatische Laufbahn und verwaltete mehrere Gesandtschaften, seit 1844 in Berlin. Vor der Februarrevolution Mitglied der Zweiten Kammer, trat er 1850 in die Legislative und verfocht hier die Sache der Orléans. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 trat er ins Privatleben zurück. Des Marschalls Bruder, Pierre Benoît S., geb. 20. Juli 1770 in St.-Amans, schwang sich in den Kriegen der Republik und des Kaiserreichs ebenfalls zu höhern Chargen empor und starb als Generalleutnant 7. Mai 1843 in Tarbes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 627.
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