Valladolīd [2]

[998] Valladolīd, 1) Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), 692 m ü. M., am linken Ufer des Pisuerga, der hier den Esgueva aufnimmt, am Kanal von Kastilien und an den Eisenbahnlinien Madrid-Irun, V.-Ariza und V.-Rioseco gelegen, ist, da es nach dem Brande von 1561 auf Befehl Philipps II. nach einem neuen Plane wieder aufgebaut wurde, regelmäßig angelegt, hat schöne Plätze, darunter die von Arkaden umgebene Plaza Mayor, breite Straßen, die Puerta del Carmen mit dem Denkmal Karls III., und hübsche Parkanlagen. Bemerkenswerte Gebäude sind: die 1595 von Herrera erbaute, aber unvollendete, dreischiffige Kathedrale (1893 durch Brand teilweise zerstört), die gotische Kirche Santa Maria la Antigua mit romanischem Westturm, die ehemaligen Dominikanerklöster San Pablo (1726), mit reicher gotischer Fassade und schönem Portal, und San Gregorio, gleichfalls mit schöner Fassade, das königliche Schloß (17. Jahrh.), in dem jetzt die Provinzialdeputation untergebracht ist, und das große moderne Theater. Die Zahl der Einwohner betrug 1900: 68,789. Handel[998] und Industrie haben sich in neuerer Zeit, namentlich seit Eröffnung der Eisenbahn, sehr gehoben; die Stadt hat eine Eisengießerei, Mühlen, Fabriken für Papier, Tuch, Flanell, Hüte, Leder, Handschuhe, Knöpfe, Tonwaren, Chemikalien etc. Der Handel erstreckt sich namentlich auf Getreide und Mehl. V. besitzt eine 1346 gegründete Universität mit zwei Fakultäten (für Rechtswissenschaft und Medizin) und einer Bibliothek (32,000 Bände), ein Instituto, eine Akademie der Wissenschaften und Künste, eine Notariats-, eine Kunstschule, eine Kavallerieakademie, 6 Colegios, 5 Seminare, ein Museum (Colegio mayor de Santa Cruz) mit einer Sammlung von Gemälden und Skulpturen und einer Bibliothek von 14,000 Bänden sowie mehrere Wohltätigkeitsanstalten. V. ist Sitz des Generalkapitäns von Altkastilien, des Gouverneurs, eines Erzbischofs und eines Appellationsgerichts. – V. (mittellat. Vallisoletum) wurde wahrscheinlich 625 von den Goten auf den Ruinen der Römerstadt Pintia erbaut, hatte im 8. und 9. Jahrh. unter den Mauren viel zu leiden und kam im 10. Jahrh. zum Königreich Leon. Wegen der angenehmen Lage der Stadt residierten die kastilischen und später die spanischen Könige vielfach in V., ehe Madrid offiziell zur Landeshauptstadt erhoben wurde; doch kehrte die Residenz unter Philipp III. auf längere Zeit nach V. zurück. 1561 brannte die Stadt großenteils ab, wurde aber unter Philipp II. schöner und regelmäßiger wieder aufgebaut. Philipp II. und Anna von Österreich sind in V. geboren, Kolumbus starb hier 21. Mai 1506. – 2) Stadt im O. des mexikan. Staates Yucatan, mit gesundem Klima, vielen einst schönen, aber in dem Aufstand der Maya 1848 zerstörten Gebäuden, wie die Kathedrale und das Franziskanerkloster, und (1900) 4295 Einw., die früher lebhafte Baumwollindustrie betrieben. Südlich die altindianischen Ruinen von Chichen-Itza (s. d.), westlich die von Tinum. – 3) Stadt im mexikan. Staat Michoacan, s. Morelia.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 998-999.
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