225. Mozarteum.

[407] Wien 21. Mai 1783.

Ich habe mich damals beim Banquier Scheffler sowohl um einen Rosa als Rossi erkundigt, nun war er aber selbst bei mir und habe folglich die Musik richtig erhalten. Vom Gilofsky habe ich auch des Ceccarelli Rondo empfangen, wovor ich Ihnen danke. Hier überschicke ich Ihnen den Singpart von Non sò d'onde viene, wünsche daß Sie es lesen können. Bedaure von Herzen die gute Frau v. Robinig; ich und meine Frau hätten auch bald einen rechtschaffenen Freund von uns verloren, den Baron Raimund Wetzlar, wo wir wohnten. Nun fällt es mir erst ein, daß ich seither schon in der zweiten Wohnung bin und habe es noch nicht geschrieben. Der Baron Wetzlar hat in seine Wohnung eine Dame bekommen, und wir sind also ihm zu Gefallen außer der Zeit in ein schlechtes Logis auf den Kohlmarkt gezogen. Er hat aber hingegen für die drei Monate, als wir dort wohnten, nichts angenommen, und die Kosten des Ausziehens auch übernommen. Unterdessen suchten wir ein gutes Quartier, und fanden es auf dem Judenplatz allwo wir nun sind; auf dem Kohlmarkt hat auch er alles gezahlt. Unser Logis ist also: Auf dem Judenplatz, im Burgischen Hause Nr. 244 im 1. Stock. Nun wünschen wir nichts mehr als bald so glücklich zu sein, Sie beide zu umarmen. Ob es aber in Salzburg wird sein können? Ich glaube leider schwerlich. Schon lange ging mir so ein Gedanke im Kopf herum; weil Sie aber mein liebster Vater niemals so einen Gedanken gehabt haben, so schlug ich mir es aus. Hr. v. Edelbach und Baron Wetzlar aber bestärkten mich wieder darin, und das ist, ob nicht zu befürchten sei, daß wenn ich nach Salzburg komme, mich der Erzbischof etwa arretiren oder wenigstens – – basta. Was mich am meisten fürchten macht, ist weil ich meine Entlassung nicht habe. Vielleicht hat man das mit Fleiß gethan um mich hernach zu fangen. Genug, Sie werden das am besten zu[407] beurtheilen wissen. Sind Sie entgegengesetzter Meinung, so kommen wir gewiß; glauben Sie es aber auch, so müssen wir einen dritten Ort wählen, vielleicht München; denn ein Pfaff ist zu Allem fähig. – Apropos, haben Sie von dem famosen Streit zwischen dem Erzbischof und Graf Daun nichts gehört? – und daß der Erzbischof vom Passauer Capitel einen infamen Brief bekommen hat. – Bitte den Varesco wegen der bewußten Sache fleißig zu mahnen, die Hauptsache muß das Komische sein; denn ich kenne den Wiener Geschmack.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 407-408.
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