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[156] Wienn den 21 aug: 1773.


Ein guter freund des h: Fischers hat ihn und uns eingeladen nach Baden zu kommen, weil wir nun das Badnerland niemals geschen, so speisen wir heute bey h: Fischer und fahren nach dem Mittagessen nach baden, und morgen Sontag abends gehen wir wieder nach Hause. wir haben 2 wagen, in einem fährt h: fischer, seine Frau, und wir zween; im andern fahrt h: Taiber mit seiner familie.

Heute frühe ist h: ganeval, wie vornehme, nach Salzb: abgereiset. letzten Posttag hab ich nicht geschrieben, dann wir hatten eine grosse Musik auf der Landstrasse im Garten. Die freul: Franzl ist nun das zweyte mahl recitiv geworden, und hat sich abermahl erhollt. es ist zum erstaunen, daß sie, so vieles Aderlassen, Medicinen und Versicatorien, fraysen, ohnmachten x: ausstehen kann, da sie nichts als haut und Beine hat. allein, Du weist es schon, wie es zugehet, diese Leute halten sich gar nicht. Die le Seperl ist noch immer die alte schnadergans. h: v Heufeld und Brean kommen, sonderheit: der erste, nicht mehr so oft hinaus. h: Grill öfter. Alle Empf sich. h: v Messmer Bauet unten 3 neue zimmer, um im winter unten zu wohnen, weil oben erstaunlich Holz verbrennt wird, und dennoch die zimmer niemals warm werden. du wirst letzten Posttag nicht geschrieben haben, weil keinen Brief erhalten; heute sind die Briefe auch noch nicht da. Die fr: Leutgebin hab seit der zeit nicht mehr gesehen. ihrer Sage nach wird sie morgen mit dem Postwagen abreisen; folglich habe ich sicher geglaubt sie werde heute zu mir kommen. wäre sie gekommen, so hätte ihr das Waderl wieder mitgegeben. schreibe mir wenn der Erzbischof wieder von Salzb: abreiset. Die h: Salzburger haben immer auf einen Medicum von Wienn gewartet. – Es kommt [156] keiner. von diesen und dergleichen Sachen wäre vieles zu sprechen. Wir empfehlen uns allen guten freunden und freundinen in und ausser dem Hause, kissen euch viel 100000 mahl und bin Dein alter

Mzt


Diesen augenblick habe deinen Brief erhalten. Wenn ich der fr: von Messmer ihre Umstände gewust hätte, die, wie du weist, sehr zweyfelhaft waren, so hätte ich euch können mitnehmen. allein, die habe ich nicht wissen können. dann ist der umstand, erstlich, daß die Messmerischen dich auf der Landstrasse, und die fr: fischer bey ihr haben wollte: und endlich wie würden wir zurück nach Hause kommen? – – herab könntet ihr auf dem Wasser, und noch geschwind mit dem Postwagen, aber beschwerlich genug, fahren. und wie hinauf? – – und was würde dieses in Salzb: für ein erstaunliches Aufsehen machen! Du kannst versichert seyn, daß es uns und allen unsern guten freunden in Wienn ein grosses vergnügen wäre: allein itzt ist es nicht mehr der Mühe werth, und wir sind nicht in den Umständen grosse kösten aufzuwenden; hätten wir einiges Aussehen oder Geld Einnahme gehabt, so hätte ich Dir sicher geschrieben, daß du kommen sollst. Allein, es sind viele Sachen die man nicht schreiben kann. und über das muß man alles verhindern, was einiges Aufsehen oder einigen argwohn so wohl hier NB., als in Salzb: machen kann, und welches Gelegenheit giebt Briegl unter die füsse zu werfen.

Wir wissen selbst nicht, wenn wir abreisen. Es kann geschehen gar bald, es kann aber sich noch einige zeit verziehen. Es kommt auf umstände an, die ich nicht benennen kann. auf Ende Septembris sind wir ganz gewiß, wenn gott will, zu Hause. Die Sache wird, und muß sich ändern. Seyd getrost, lebts gesund! Gott wird Helfen!

Sollte der Erzbisch: lange ausbleiben, so eylen wir auch nicht nach Hause.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 156-157.
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