231. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[197] Den 4ten dieß habe so wohl an S: Hochf: gnaden, als an d: gdgen hl: Beichtvatter geschrieben, und beede schreiben so eingericht wie es meine Besten Freunde verlangten. Demselben habe auch eine weitläuftige Entschuldigung beygefüget, daß um die bestimmte Zeit in Salzburg nicht eintreffen kann. mit wenigem zu sagen; ich kan vor Weinachten oder dem Neuen Jahre in Salzburg nicht eintreffen: [197] die Umstände davon muß ich ihnen seiner zeit mündlich sagen. Sie werden bey Durchlesung dieses auf unsern hl: Hofstatuarium denken; ja vielleicht haben sie schon längst mit sich selbst die Überlegung gemacht: ob denn alle, die nach Wieñ kommen, dort zu verbleiben bezaubert sind. Es ist fast so: doch meine Ursachen werden ihnen das Rätzl auflösen.

Der Brief, den ich von hl: Oberst Hof Mstr Exc: den 28 Novemb: empfangen, ist unter dem 29ten o ctobris datiert, und folglich ein Monat nach der Expedition mir eben am ersten advent-Sontage zu Handen gekommen: und zwar von der Post aus. Daß er aber bis dahin nicht auf der Post lag, muß ich daraus schlüssen, weil einmahl ich selbst, und 3 mahl der Estlinger [sich] beym Postamt erkundiget hat. Der Brief [ist] so höflich und in etwas so freundschaftlich abgefasst, daß man fast nichts übles argwöhnen sollte. genug, wenn es seyn sollte; so werde ich demjenigen gnädigen Patron, der es ihnen gesagt, die Ursache entdecken.

Daß hl: Sohn Joseph nach Venedig abgegangen vergnüget mich; Es ist uns aber Leid, daß wir ihn nicht noch vor seiner Abreise zu sehen die Ehre hatten. hätte er denn nicht über Wien und Constantinopl nach Venedig reisen können? – – Die Umstände des hl: Lorenz rühren mich, und ich nehme Antheil an ihrer Betrübniß. Es ist nun einmahl so; Gott wird machen, was zu seiner Seelen Heyl ist. allem ansehen nach war wenig gutes zu hoffen: und dennoch hoffe ich es noch.

gut, daß wir itzt nicht zu hause sind! wir scheuen die Blattern; sie möchten gar zu uns hinauf steigen. – – sehen sie nun wissen sie die Ursache warum wir nicht nach Hause wollen. Ich wünsche, daß es glückl: abgehet.

Der Ironische Haaß ist recht glücklich gewesen, daß er ihnen zu theil geworden, wenn er nur auch gut gewesen; [ich] wünschte nur, daß ihnen mehr dergleichen Sachen zu Händen kommeten. Dieß vorgehende habe gestern geschrieben. Nun erhalte heut dero Zuschrift vom 7ten dieß; Und ich erhalte es eben als ich von dem hl: v. Wallau nachhauß komme; Ich hatte mich schon würkl: entschlossen auf einmahl abzureisen, und auf das St: Thomasfest in Salzb: einzutreff: [198] allein als ich zu hl: von Wallau kamme und ihm davon Nachricht gabe, ja es auf seine Entscheidung und auf sein Wort ankommen ließ; so nahm er es auf sich. ja er sagte mir Sr Hochfl: gnaden würde es auf 14 Täge oder 3 wochen nicht ankommen mir nachzusehen, daß ich auch das Verlangen des Ungarischen Adels begnüge. Denn sie müssen wissen, daß wir von 3 Wochen her immer geplagt werden nach dem Maria Empfängniß Fest nach Presburg abzugehen. Nun wurde dieses Ansuchen itzt stärker, als wir mit den grösten von Ungarn an des Kaysers Geburtstage bey der offentl: tafel sprachen. Morgen gehen wir also nach Preßburg: allein mehr als 8 täge gedenke ich gar nicht alda auszuhalten. hl: v Wallau will selbst desswegen an unsern Hof schreiben; denn er hat es auf sich genommen: sonst wäre ich augenblicklich abgereiset. Denn ich weis eben nicht, ob ich so gar viel in Pressburg profittieren werde. Sagen sie unterdessen hl: ihro Hochwürden und gnaden dem gnädigen hl: Beichtvatter nebst: meiner unterthänigsten Empfehlung daß, weñ ich hierdurch in gefahr stünde die gnade Sr Hochf: gnaden zu verlieren, ich auf den ersten Wink bereit bin auf der Post nach Salzb: zu gehen. itzt sind noch viele Sachen, die uns hier wenigst noch ein Monat aufhielten: Denn, gedenken sie nur, der graf Durazzo Music – Director des hiesigen Hofes hat uns noch nicht dazu bringen können auf seiner Accademie oder offentl: Concert zu spielen. wollten wir uns hierzu verstehen; so könnten wir bis auf die Fasten und bis ostern aushalten, und alle wochen ein hipsches geld ziehen. Sie werden denken: Wieñ macht alle Leute zu Narren. Ja, in der that. wenn ich Salzb: und Wieñ in gewissen Stücken zusamm halte: so möchte ich bald in eine Verwirrung gerathen. genug, wenn uns Gott gesund lässt, so hoffe ich ihnen ein glückseel: Neues Jahr beym Wagen heraus zu wünschen. Unterdessen wünsche der Jungf:Ursula und Francisca gute besserung, ihnen aber und sonderheitl: Dero fr: gemahlin eine gute gedult, und bin

Dero

redlicher freund

Mozart


[Wien den] 10ten Decembris 1762

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 197-199.
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