*250. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[236] London den 8. Juny 1764.


Monsieur!


[...] Ich hatte wieder einen Schröcken Vor mir. näml: 100. Stücke guinees in Zeit von 3 Stunden einzunehmen. Es ist glücklich vorbey. [236] Ich habe schon geschrieben, daß jetzt Alles aus der Statt ist. Der 5. Junius war der einzige Tag, an dem man etwas Versuchen konnte; weil den 4ten des Königs Geburtstag war. Es war mehr um eine Bekanntschaft zu machen; und 8 Tag zeit, ja nur 2., oder 3 täg waren es, wo man die Billette vertheillen konnte, weil eher niemand fast in der Statt war. Und, sehen sie! Da sonst zu einem solchen Concert, 4 bis 8 Wochen gebraucht werden, um die Billets, die man hier Tickets nennt, zu vertheilen; so haben wir, zu aller Verwunderung, nicht mehr als ein paar hundert, aber die ersten Personen in ganzLondon gehabt; nicht nur alle Gesandten, sondern die ersten Familien Engellands waren zugegen, und das Vergnügen war allgemein. Und ich kann noch nicht sagen, ob mir 100. guinées profit bleiben, weil ich noch die gelder Vom Milord March für 36 Billets, dann für 40. Billets Von einem freund aus der Statt, dann noch Verschiedene andere nicht in Händen habe: und die Unkösten erstaunlich groß sind, weniger als 90. sind es gewiß nicht. Nun hören sie etwas weniges Von den Unkösten! für den Saal ohne Beleichtung und Musick Bulter 5 guinées. für iedes Clavier, deren ich 2 haben muste, wegen der Concert mit 2Clavecins, einen halben guinée. iede Person, deren 2 waren, nämlich ein Sängerin und ein Sänger bekommt 5 bis 6 guinées. Der erste Violinist 3 guinées, etc. so auch alle die Solo und Concert spiellen, 3, 4 und 5guinees. Die gemeinen Spieler ieder einen halben guinée x allein ich hatte das Glücke, daß mich die ganzeMusic nur 20 guinées samt dem Saal und allem gekostet hat; weil die Music die meisten nichts angenohmen haben. Nun Gott Lob, diese Einnahme ist Vorbey. [...]

Dem Herrn Schachtner empfehle mich, und dancke samt meinen Kindern und frau für seine freundschafts Volle Erinnerung. Ich kann ihm nicht mehr particularitäten berichten, als was er in Zeitungen und in denen an Sie geschriebenen Briefen finden wird, und sonderlich im letzten. Genug ist es; daß mein Mädl eine der geschicktesten Spielerinnen in Europa ist, wenn sie gleich nur 12 Jahre hat, und daß mein Bub, Kurz zu sagen, alles in diesem seinem 8. Jährigen Alter weis, was man Von einem Manne Von 40 Jahren [237] forderen kann. mit kurzem: wer es nicht sieht und hört, kann es nicht glauben. Sie selbst, alle in Salzburg wissen nichts davon: denn die Sache ist nun ganz etwas anders [...]

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 236-238.
Lizenz:
Kategorien: