223.

[175] vienne ce 27 Jullet 1782


Mon très cher Père!


Sie werden augen machen daß sie nur das Erste Allegro sehen; allein – es war nicht anderst möglich – ich habe geschwind eine Nacht Musique machen müssen, aber nur auf harmonie, (sonst hätte ich sie für Sie auch brauchen können) – Mittwoch den 31ten schicke ich die 2 Menuett das Andante und lezte stück – kann ich – so schicke auch einen Marche – wo nicht so müssen sie halt den von der Hafner Musique (der sehr unbekannt ist) machen –


223. an den Vater, Wien, 27. Juli 1782

ich habe sie ex D gemacht weil es ihnen lieber ist. –

Meine opera ist gestern allen Nannerin zu Ehren mit allem applauso das drittemal gegeben worden. – und das theater war wieder ohngeacht der erschröcklichen hitze, gestrozt voll. – künftigen freytag soll sie wieder seyn – ich habe aber dawider protestirt – denn ich will sie nicht so auspeitschen lassen. – die leute, kann ich sagen sind recht Närrisch auf diese oper. – es thut einem doch wohl wenn man solchen beyfall erhällt – Ich hoffe sie werden das original davon richtig erhalten haben. liebster, bester vatter! – ich muß sie bitten, um alles in der Welt bitten; geben sie mir ihre Einwilligung daß ich Meine liebe konstanze heyrathen kann. – glauben sie nicht daß es um des heyrathen wegen allein ist – wegen diesen wollte ich noch gerne warten. – allein ich sche daß es meiner Ehre, der Ehre meines Mädchens, und meiner gesundheit und gemüths zustand wegen unumgehlich nothwendig ist. – Mein herz ist unruhig, mein kopf verwirrt – wie kann man da was gescheides denken und arbeiten? – wo kömmt das her? – die meisten leute glauben wir sind schon verheyrathet – die Muter wird daruber aufgebracht – und das arme Mädchen wird samt meiner zu tode gequält.[175] – diesem kann so leicht abgeholfen werden. – glauben sie mir daß man in den theuern Wieñ so leicht leben kann als irgendwo, es kömmt nur auf Wirthschaft und ordnung an. – die ist bey einem Jungen, besonders verliebten Menschen nie. – wer eine frau bekommt, wie ich eine bekomme, der kann gewis glücklich seyn. – wir werden ganz still und ruhig leben – und doch vergnügt seyn. – und sorgen sie sich nicht – denn, sollte ich, gott bewahre, heute krank sein (besonders verheyrathet) so wollte ich wetten daß mir die Ersten der Nobleße einen grossen schutz geben würden. Das kann ich mit zuversicht sagen. – ich weis was der Fürst kaunitz zum kayser und Erzh: Maximilian von mir gesprochen hat. – ich erwarte mit sehnsucht ihre Einwilligung mein bester vatter – ich erwarte sie gewis – meine Ehre und mein ruhm liegt daran. – sparen sie nicht zu weit das vergnügen ihr Sohn mit seiner frau bald zu umarmen. ich küsse ihn: 1000mal die hände und bin Ewig Dero

gehors: Sohn

W.A. Mozart


P.S. Meine lieb schwester umarme ich von herzen. mein konstanze empfiehlt sich beyderseitz. – Adieu.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 175-176.
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