Das Elfer-Bruchstück

Saṉkicco

[395] Der Vater:


597

Was willst du, Sohn, in Wälder ziehn?

Verbrechern eignet solcher Brauch!

Dir ziemt es rasch und rüstig sein,

Asketen lass' du einsam gehn.


Der Sohn:


598

Gleichwie der Herbstwind heulend rast

Und rasch und rüstig Wolken treibt,

So stürmt in mir Gedankensturm

Und rafft und reißt mich einsam fort.


599

Ein weißer Wurm, geringelt kraus,

Der dort im Beinhaus hin und wider kroch,

Hat eilig Einsicht mir verliehn,

Des Leibes Ekel innig offenbart.


600

Um den kein Mensch sich kümmern mag,

Der selber keinen kennen will:

Ein solcher Mönch lebt wohlgemut,

Kein Sehnen sehrt ihn, kein Begehr.


601

Der stille See im Felsgestein,

Der Gemsen Labsal, Affen Lust,

Beblüht vom blauen Wasserstern,

Mein Felsenjoch gefällt mir wohl.


[396] 602

Ich bin geweilt im Waldesgrund,

In Bergesgrotte, Felsengruft,

An Orten, öde, ungekannt,

Wo Bären, Panther kommen, gehn.


603

»Man soll sie schlagen, schlachten hin,

Die Wesen sollen leiden hier!«:

Von solcher Absicht weiß ich nichts,

Von übler, von gemeiner Art.


604

Gedient hab' ich dem Meisterherrn,

Gewirkt hab' ich des Wachen Werk:

Die schwere Last ist abgelegt,

Die Daseinsader ausgedarrt.


605

Warum ich aus dem Hause fort

Als Bettler hingezogen bin:

Ergründet hab' ich ihn, den Grund,

Denn alle Bande sind zersprengt.


606

Ich freue mich des Sterbens nicht,

Ich freue mich des Lebens nicht:

Gelassen wart' ich ab die Zeit,

Gleichwie der Söldner seinen Lohn.


607

Ich freue mich des Sterbens nicht,

Ich freue mich des Lebens nicht:

Gelassen wart' ich ab die Zeit,

Gewitzigt weise, wissensklar.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 395-397.
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