Cavour

[783] Cavour, Camillo Graf von C., der Sohn eines reichen Getreidelieferanten, welcher in den Adelstand erhoben worden war, geb. 1809 in Turin, widmete sich in seiner Jugend in seiner Vaterstad: den staatsökonomischen Studien; als mit dem Antritt der Regierung des Papstes Pius IX. eine politische Reformbewegung in Italien überhaupt sichtbar wurde, war C. einer der vorzüglichsten Stimmführer dieser Zeit, u. in seinem 1847 gegründeten Blatte Il Risorgimento wurde nicht allein für das constitutionelle Regierungssystem, sondern auch für Handelsfreiheit gewirkt. Nach Einführung der Verfassung wurde er zum Kammermitglied gewählt u. gehörte zum Linken Centrum; im October 1850[783] wurde er Minister des Handels u. des Ackerbaues, auch später der Marine; 1851, bei den Verwickelungen im Cabinet, übernahm er am 19. April auch den Vorsitz im Departement der Finanzen. Die Krisis, welche sich im Frühjahr 1852 im Ministerium d'Azeglio-Cavour herausstellte, bestimmte seinen Rücktritt; doch wurde er im October wieder berufen, ein Cabinet zu bilden, worin er den Vorsitz übernahm. Er betrieb den Beitritt Sardiniens zur Allianz der Westmächte gegen Rußland zum Schutze der Integrität der Pforte, nahm an dem Friedenscongreß zu Paris 1856 als Bevollmächtigter seines Staates Theil u. unterzeichnete den Pariser Frieden vom 30. März. Sein politisches Bemühen ging darauf hinaus, Sardinien in Italien wie in Europa zu größerer Bedeutung zu erheben u. die freien Institutionen des Landes sowohl der klerikalen wie der republikanischen Partei gegenüber aufrecht zu erhalten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 783-784.
Lizenz:
Faksimiles:
783 | 784
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika