Charras

[876] Charras, geb. 1808, Sohn eines Generals erhielt seine militärische Vorbildung in der Polytechnischen Schule in Paris, trat während des Straßenkampfes 1830 in Paris auf die Seite des Volkes, gehörte zur Escorte, welche Karl X. nach Cherbourg brachte, u. avancirte 1832 zum Gardecapitän. Durch mehrere kritische Artikel über das Militärwesen, die er in den National schrieb, zog er sich die Ungunst seiner Vorgesetzen zu u. wurde zur afrikanischen Armee versetzt, von welcher er 1847 zum Escadronchef befördert nach Frankreich zurückkehrte. Von früher republikanischen Ideen huldigend, betheiligte er sich an der Febrnarrevolution 1848, wurde im März Secretär im Kriegsministerium, verwaltete bis zum Antritt Cavaignacs (28. Juni) provisorisch das Kriegsdepartement u. gehörte in der Nationalversammlung zur Bergpartei (nach ihm wurde die Bestimnmung, daß die Regierung bei jeder Ordensvertheilung die Beweggründe dazu im Moniteur veröffentlichen möge, Charrasgesetz genannt, weil der Vorschlag dazu von ihm ausging) Am 2. Dec. 1851 wurde er verhaftet, mit Polizeibeamten nach Löwen gebracht, aus die Liste der Verbannten gesetzt u. von der Armeeliste gestrichen. Ihm wurde 1853 die in Brüssel erschienene Broschüre Les trois maréchaux de France (Magnan, St. Arnaud u. de Casselane) zugeschrieben, in welcher ziemlich ärgerliche Anekdotenüber die Vorgänge des Staatsstreichs erzählt wurden. 1854 wurde Ch. auf den Wunsch der französischen Regierung aus Belgien gewiesen (s. Belgien [Gesch.] VI.), u. lebte seitdem in England; seit 1. Decbr. 1857 wurde ihm der Aufenthalt in Brüssel wieder gestattet. Er schr. auch: Histoire de la campagne de 1815, Par. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 876.
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