Clair obscure

[183] Clair obscure (spr. Klär obskühr, ital Chiaroscuro, Licht im Schatten, Helldunkel), 1) die Darstellung der Lichtabstufungen vom hellsten Licht bis zum tiefsten Schatten in der Malerei. Das C. o. beruht auf der gradweisen Verschiedenheit der Gegenstände, die Lichtstrahlen zurückzuwerfen u. die zurückgeworfenen aufzunehmen. Zur richtigen Beurtheilung des C. o. kommen zwei Ursachen in Betracht, welche starke Lichter matter u. matte Lichter, wohin auch die Schatten u. Halbschatten zu rechnen sind, stärker erscheinen lassen, nämlich die Entfernung der Gegenstände von dem leuchtenden Körper selbst u. die Entfernung des betrachtenden Auges. Gegenstände, welche dem Auge nah sind, erscheinen matter beleuchtet, aber mit schärferen Umrissen, ferne Gegenstände aber verschwimmen mit ihren Umrissen in der allgemeinen Helle, ebenso sind Schatten in der Nähe heller, in der Ferne dunkler, im Gegensatz zu den beleuchteten Körpern. Das Hereinscheinen des Lichtes in die Finsterniß, u. zwar des von erleuchteten u. gefärbten Gegenständen ausgehenden farbigen Lichtes, verleiht durch ein mannigfaltiges Farbenspiel u. gegenseitiges Durchdringen u. Aufheben der Farbentöne den Gegenständen zauberische Reize, u. ihre Einführung in die Malerei hat man als den größten [183] Triumph dieser Kunst betrachtet. Meister des C. o. ist Correggio, so namentlich in seiner Nacht (Dresdener Gallerie), wo er das Helle im Dunkeln darstellte, indem er alles Licht von dem neugeborenen Christuskinde ausgehen ließ. Nach ihm ist noch Paul Veronese u. Rembrandt zu nennen. Je zarter die Farben, desto empfänglicher sind sie für den Widerschein, u. so gewinnt vor allen die Carnation im C. o. u. das Gold. Auch im Holzschnitt suchte man die Wirkung des C. o. durch Übereinanderdrucken mehrerer Platten in Tonabstufungen zu erzielen; dies geschah vornehmlich in Italien. Unter den Niederländern war es namentlich Abr. Bloemaert, welcher im Holzschnitt das Helldunkel darzustellen wußte. Er pflegte dabei die Umrisse in Kupfer zu radiren u. die Schatten in einen od. zwei Holzstöcke zu schneiden; 2) die Ausführung eines Bildes in einem Farbton, vgl. Camaïeu.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 183-184.
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