Drouet

[346] Drouet (spr. Drueh), 1) François, veranlaßte den Ausbruch der Sicilianischen Vesper, s.u. Sicilien (Gesch.). 2) Jean Baptiste, geb. 1763; diente Anfangs in einem Dragonerregiment u. wurde dann Postmeister in St. Menehould, wo er 1791 Ludwig XVI. auf seiner Flucht erkannte. Dem König vorauseilend, ließ er denselben in Varennes festhalten. 1792 war er Deputirter des Marnedepartements, stimmte für Ludwigs XVI. Tod, wurde 1793 zur Nordarmee gesandt, gerieth, als er sich aus Maubeuge, wo er eingeschlossen war, durchschlagen wollte, in österreichische Gefangenschaft,[346] saß auf dem Spielberg gefangen u. wurde, nach seiner Auswechselung gegen die Herzogin von Angoulème, Mitglied des Raths der 500. Als Theilnehmer der Verschwörung Baboeufs gegen das Directorium wurde er 1796 arretirt, entfloh jedoch nach der Schweiz, kehrte, freigesprochen, 1799 nach Frankreich zurück u. war bis zur Rückkehr des Königs Unterpräfect von St. Menehould; während der 100 Tage war er Mitglied der Deputirtenkammer, mußte aber nach der 2. Rückkehr des Königs 1816 Frankreich verlassen. Insgeheim zurückgekehrt lebte er versteckt zu Macon unter dem Namen Merger u. st. dort 1824. 3) Jean Bapt., Graf D. d' Erlon, geb. in Rheims 1765; nahm 1792 freiwillig Kriegsdienste, wurde Adjutant des Generals Lefèvre u. machte die Feldzüge von 1793 bis 1796 mit; er wurde 1799 Brigade- u. 1803 Divisionsgeneral, befehligte 1805 die Truppen, welche durch Franken nach Baiern vordrangen, war 1806 bei der Schlacht von Jena u. 1807 bei Friedland, half 1809 zur Unterwerfung Tyrols u. befehligte dann 1812 das 5. französische Armeecorps in Spanien u. Portugal. Nach der Rückkehr des Königs wurde er Befehlshaber der 16. Militärdivision, befehligte nach Napoleons Rückkehr von Elba das 1. Armeecorps u. zog sich mit diesem nach der Einnahme von Paris an die Loire zurück, verließ nach dem Befehl vom 24. Juli sein Armeecorps u. begab sich nach Baireuth. Später kehrte er nach Frankreich zurück, wurde 1834 zum commandirenden General von Algier ernannt, aber im August 1835 durch Clauzel ersetzt (s. Algier), wurde dann Commandant der 12. Militärdivision in der Vendée, 1843 Marschall von Frankreich u. st. 25. Januar 1844. 4) Louis François Philipp, geb. 1793 in Amsterdam, wurde 1808 erster Flötist am Hofe des Königs Ludwig, 1811 Napoleons, dann Ludwigs XVIII., ging wieder nach dem Haag u. erhielt neben einer frühern Stelle die des Kapellmeisters am Theater; nachdem er eine Künstlerreise durch Europa gemacht hatte, wurde er Kapellmeister beim Herzog von Koburg-Gotha. Er schr. u.a. ein Elementarwerk u. eine Methode für die Flöte, u. componirte über 400 Piecen, worunter geschätzte Duos.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 346-347.
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