Hirnschädel

[402] Hirnschädel (Cranium), der Theil des knöchernen Kopfes, von welchem das Gehirn wie von einer Schale (Hirnschale) umschlossen ist; wird durch Zusammenfügung von 7 Knochen gebildet: dem Stirnbein, dem Siebbein, dem Grundbein (als dem Keilbein u. dem Hinterhauptsbein in Verbindung), den beiden Scheitelbeinen u. den beiden Schläfebeinen (s.d. a.). Der menschliche H. unterscheidet sich von dem aller Thiere dadurch, daß er weit gerundeter, bes. vorwärts mehr ausgebildet, dem Gehirn mehr Geräumigkeit verleiht. Man unterscheidet: den Hirnschädelgrund (Basis crani), der im Ganzen mehr platt, von ovaler Form, vorwärts schmäler, hinterwärts breiter, doch durch viele Erhabenheiten u. Vertiefungen sehr ungleich gebildet ist; u. als Obertheil das Hirnschädelgewölbe (Fornix cerebri); auf jenem ruht das Gehirn, dieses bildet dessen Umkleidung u. Überdeckung. Unter den gedachten Vertiefungen des Grundes machen sich bes. zwei als hintere Hirnschädelgruben (Fossae cra- [402] nii posteriores) sehr bemerklich, welche, bedeutend tiefer als der Vordertheil gelegen, dem kleinen Gehirn zur Aufnahme dienen; unter mehreren hier sich zeigenden Öffnungen ist bes. das große Hauptsloch von Erheblichkeit, s. Schädelknochen. Vorwärts werden vier Vertiefungen als mittlere u. vordere Hirnschädelgruben (Fossae mediae u. anteriores) unterschieden, jene zur Aufnahme der mittlern, diese, als die kleinsten, zu der der vordern Lappen des großen Gehirns. Als seine Mitte erscheint der Türkensattel, s.d. u. Schädelknochen. Auf dem Gewölbe sieht man im Innern durchaus Spuren der Windungen des großen Gehirns, in hier sich findenden Vertiefungen u. zwischenliegenden Erhabenheiten: Fingereindrücke der Hirnschale, auch sonstige Spuren des Ansatzes her harten Hirnhaut an sie u. der in ihr sich verzweigenden mittlern Gehirnhautarterien (s.d.). Die einzelnen Hirnschädelknochen sind platte Knochen, wie bes. am Gewölbe des H-s, aus zwei Platten, einer äußern starken u. einer innern dünnern, leicht brüchigen gebildet, zwischen welchen als eigene Substanz Diploe (s. Knochen) sich findet. Beide Hirnschädeltafeln sind an unbestimmten Stellen zum Durchgang von Venen mit kleinen Löchern versehen: Emissaria Santorini. Die Verbindung der Knochen geschieht durch Nähte, die aber erst nach geendigtem Wachsthum vollständig ausgebildet sind, in der frühesten Lebensperiode, noch mehr beim Fötus, aber als Fontanellen bezeichnete Räume zwischen sich lassen. H. als Trinkgeschirre waren bei den Skythen, Celten, Skordiskern u. Boiern gebräuchlich, nicht aber bei den germanischen Völkern; in neurer Zeit noch bei Menschenfressern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 402-403.
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