Krabben [1]

[751] Krabben, 1) Klasse von Thieren, Polymeria Goldf.; umfaßt die Ordnungen Kiemenfüße, Asseln, Spinnen u. Krebse; 2) so v.w. Kurzschwanzkrebse (Kleistagnatha Fabr., Cancerides, Brashyura), bilden eine Familie der Decapoda (Krebse); der Schwanz kürzer als der Rumpf, ohne Flossen u. Anhängsel; legt ruhend sich in eine Furche am Unterleibe u. ist beim Männchen dreieckig, beim Weibchen runder; begreift die Gattung Cancer Latr. Getheilt in: A) Schwimmende K. (Schwimmfüßer, Pinnipedes);die Füße stehen an der Brust, das letzte Glied der letzten Füße wenigstens flossenartig. Aa) Alle Füße (die Scheren nicht) sind Schwimmfüße. Gattungen: a) Schwimmkrabben (Matuta Fabr.), Schale fast scheibenförmig, jederseits mit einem scharfen Dorn, Scheren gleich; Arten: M. planipes, mit hinten gestreifter Schale, M. Victor, mit punktirter Schale, aus Indien; b) Polybius Leach.; Art: P. Henslovii. Bb) Nur die beiden Hinterfüße sind flossenförmig. Gattungen: a) Blattfußkrabben (s.d.); b) Ruderkrabben (Portunus Fabr.), Schale breiter als lang, vorn fast halbzirkelförmig; Hinterfüße sind Schwimmfuße; Augenstiele kurz, Art: Sammetkrabben (Haarschild, P. puber), Schale mit Sammelhaaren besetzt; wohlschmeckend; Gemeine K. (P. Maenas Fabr.), 2 Zoll lang u. breit, hinten schmäler, graulichgrün, an der Stirn 5 Zähne; Schale glatt, gefurcht; in den europäischen Meeren; an der europäischen, vorzüglich adriatischen Küste so wie in den Lagunen von Venedig millionenweise; Gegenstand ansehnlicher Fischerei (Ertrag in Italien 1/2 Mill. Lire), wohlschmeckend; Breitfuß (P. depurator), am Brustschild jederseits 5 Zähne, Scheren vorn zusammengedrückt: in den europäischen Meeren, frißt faule Fische; c) Stielauge (Podophthalmus), die Augenstiele so lang, als der Vorderrand der quer trapezialen Schale, ein langer Zahn hinter den Augenhöhlen; Stacheliges Stielauge (P. spinosus), mit Zahnen auf jeder Seite der glatten Schale; aus den indischen Meeren; einige Arten finden sich versteinert; d) Platyonychus Latr. (Portunus Leach.), Schale fast herzförmig, Füße endigen sich in eine kleine, spitzige Platte; Art: P. variegatus. B) Bogige K. (Arcuata); Schale zirkelförmig ausgeschnitten, hinten eingezogen, abgestutzt; Füße endigen sich in eine kegelförmige Spitze; Gattungen: a) Taschenkrebs (Cancer, s.d.); keine Schwimmfüße, Brustpanzer quer elliptisch, sehr breit, am Vorderende gekerbt, Scheren gleich groß, oben ohne vorspringenden Kamm; C. pagurus, C. gigas, u.a.; b) Pirimela Leach., Fühler gehen über die Stirn hinaus; Art: P. denticulata; c) Atelecyclus Leach., Schalenschild rund, seitlich gezähnelt, Seitenfühler lang, vielgliederig, haarig (wie die Scheren), vorstehend: Art: A. rotundatus, aus dem Mittelmeere; d) Thia Leach., Schale kugelig, Augen klein, kaum vortretend; Art: Thia polita; e) Mursia Leach., mit einer Art aus Afrika; f) Hepatus Latr., das zweite Glied des inneren Stieles des äußeren Palpenpaares ist dreikantig, verlängert, spitzig; die obere Scherenkante ist scharf; Art: Gestreifte K. (H. fasciatus, Cancer princeps Herbst), gelb, roth linirt, in Amerika, selten, C) Vierseitige K. (Quadrilatera), Schale fast vierseitig od. herzförmig, Stirn verlängert, eingebogen od. geneigt. Gattungen: a) Eriphia Latr., Seitenfühler stehen zwischen den Augenhöhlen u. den Mittelfühlern; Art: E. spinifrons; b) Trapezia, fast so, doch die Schale niedergedrückt, glatt; Art: T. Cymodoce; c) Pilumnus Leach., Seitenfühler am inneren Ende der Augenhöhlen; Art: P. hirtellus; d) Thelphusa, Seitenfühler weniggliedrig, kürzer als die Augenstiele; Art: T. fluviatilis; e) Eckschild (s.d.); f) Macrophthalmus Latr., viertes Glied der äußern Kinnladenfüße in die Mitte des vorhergehenden Gliedes eingefügt; Schale quer vierseitig, Scheren lang u. schmal; g) Gelasinus Latr. (Uca Leach.), fast wie vorige, die Scheren ungleich groß, die größere emporgehalten, als ob sie winkten, auch damit den Eingang ihrer Höhle verschließend, die Augen als kleine Knöpfchen am Ende der sehr langen Stiele. Art: Sandkrabben (Winker, G. vocans), Brustpanzer mit vertieften Furchen, Scheren fein gekörnelt, 1 Zoll groß; in Erdhöhlen in Indien, läuft sehr schnell: h) Erdkrabben (s.d.); i) Myctiris Latr., Körper eiförmig, aufgetrieben; Arten ausländisch; k) Muschelwächter (s.d.); l) Sumpfkrabben (Uca Latr.), Schale herzförmig, hinten abgestutzt, erhaben ausgedehnt, seitlich u. vorn abgerundet; die Füße vom zweiten Paare weiden kleiner, sind behaart: Art: Uca Una, in den Sümpfen Brasiliens ü. Guianas wohlschmeckend; m) Cardisoma (s.d.); n) Plagusia Latr., Schale fast viereckig, Stirn fast eben so breit, Stiele der weit[751] auseinander stehenden Augen u. die 4 Fühler kurz; in indischen Meeren; Arten: Flache K. (P. depressa, Cancer depressus), flach, mit 5 Zähnen an der Seite u. 2 auf der Mitte; P. clavimana u.a.; o) Grapsus (s.d.). Diese letzteren Gattungen führen den allgemeinen Namen Erdkrabben od. Turluru od. gemalte Erdkrabben, wohnen in Tropen- u. angrenzenden Gegenden fast immer in Erdhöhlen, kommen nur Abends zum Vorschein, wandern zur Laichzeit in Schaaren zum Meer, sind nach der Häutung sehr schmackhaft, bisweilen ungesund. D) Kreisförmige K. (Orbiculata), Schale sehr stark, fast kugel- od. eiförmig, Augenstiele nicht sehr lang, Scheren ungleich; Gattungen: a) Corystes Fabr., Schale länglich eiförmig, Seitenfühler lang, gewimpert, Schwanz mit 7 Abschnitten; Art: Maske (C. personatus), an jedem Seitenrande 3 Zähne, 2 Zoll lang; in europäischen Meeren; b) Linsenkrabben (Leucosia Fabr.), Schale steinartig, meist kugelig od. eiförmig, Augen u. Seitenfühler sehr klein. Diese Gattung hat Leach in die Untergattungen Ixa, Iphis, Nursia, Ebalia, Arcania, Persephone, Myra u. Philyra getheilt; Art: Nußkerne, L. (Ilia) nucleus, kugelig, hell kastanienbraun, im Mittelmeer. E) Dreieckige K. (Meerspinnen, Trigona), Schale eiförmig od. dreiseitig, nach vorn verengt; Gattungen: a) Langarmkrabben (Parthenope Fabr.), Füße kurz, Scheren sehr groß, Schwanz mit 7 Abschnitten; Art: Struppiger Spinnenkrebs (P. horrida), Schale dornig, knotig, rauh, gefurcht, dreieckig, 5 Zoll lang; b) Lambrus Leach., der Schwanz mit 5 Abschnitten; Art: L. longimanus, stachelig, Scheren sehr lang u. stachelig; Indisches Meer u.a.; c) Mithrax Leach., Schalenschild ist breiter als lang, die Scheren u. Füße kurz u. dick; Art: Dornfuß (M. spinipes, Cancer sp. L.), Arme u. Schenkel sehr stachelig; in China; d) Acanthonyx (s.d.); e) Pisa Leach., wozu die Untergattungen Naxia, Lissa, u. Chorinus gehören; f) Pericera Latr., Scheren mittelgroß zugespitzt, Schwanz mit 7 Ringeln, Seitenfühler stehen unter der Schnauze; Art: Stier (P. [Maja] taurus), aus Amerika, mit starken Dornen; g) Meerspinne (Maja Leach., Inachus Fabr.), die Scheren sind kaum größer als die anderen Füße, Schale überall symmetrisch dornig, eirund, Beine nach hinten an Größe abnehmend; Art: Eigentliche Meerspinne (M. squinado), mit behaarten Höckern, Stirn bestachelt, 5–6 Zoll lang u. 4 Zoll breit; gemein in europäischen Meeren, bes. im Mittelmeere. Dies ist die Maja der Alten u. schon auf den Münzen der Griechen, die ihr Klugheit zuschrieben abgebildet. h) Micippe Leach.; Art: M. cristata, aus Indien; i) Stenocionops Leach.; Art: St. cervicornis; k) Camposcia Leach.; Art: C. retuja; l) Halimus Latr., die Füße werden nach hinten kürzer, wie bei m) Hyas Leach.; Art: H. araneus; n) Libinia Leach., Augenhöhlen sehr klein, fast kreisrund, Augenstiele sehr kurz; hierzu gehören die Gattungen: Doclea u. Egeria; stehen bei Fabr. unter Inachus; Art: L. indica, Schale mit 7 Höckern; o) Leptopus Lam., Schwanz mit 5 Abschnitten, Körper convex, Füße lang; Art: L. (Inachus) longipes; p) Hymenosoma Leach., Schale dreiseitig od. kreisrund, Schwanzabschnitte bis 6; q) Inachus Fabr., Schwanz mit 6 Abschnitten, Fußglieder gerad od. wenig gebogen; Art: I. Phalangium; r) Achaeus Leach., s.u. Achanthonyx; s) Stenorhynchus Lam. (Macropodia Leach.) Schwanz mit 6 Abschnitten, Schale am Vorderende zweispaltig; Art: St. tenuirostris, Schnabel lang, schmal; t) Leptopodia Leach., Schwanz 5, beim Weibchen 6 Abschnitte, Schnabel lang, gezahnt; Art: L. (Inachus) sagittaria; u) Pactolus Leach., Vorderfüße ohne Scheren; Art: P. Boscii; v) Lithodes Latr., Schale dreiseitig; die 2 letzten Füße sehr klein, zurückgeschlagen; Art: L. (Parthenope) maja, Schnabel gabelförmig, an dem Grunde dornig. F) Schamkrabben, Schildkrabben, Cryptopoda (s.d.). G) Rückenfüßer (Notopoda), die 2 letzten Füße stehen höher u. sind nach oben gerichtet u. dienen zum Ergreifen des Fanges; Schwanz mit 7 Abschnitten; Gattungen: a) Homola Leach., Schalenschild rechtwinkelig, breit, viereckig, vorn stachelig; Augen lang gestielt u. genähert; Art: Stachelstirnige H. (H. spinifrons, Cancer barbatus), mit 12 Stacheln vorn am Schalenschild; b) Liftkrabben (Dorippe Fabr.), Schale fast oval, vorn schmäler, viereckig, abgestutzt, gezähnelt; Fühlhörner zwischen den Augen; Art: Wollenschild (D. lanata), Schalenschild wollig, runzelig, die Stirn ist doppelt gezahnt; an den Seiten ein scharfer Dorn; c) Wollkrebs (s.d.); d) Froschkrabben (s.d.); e) Dynomene Latr., Hinterfüße sehr klein; Art: D hispida. 3) Bisweilen so v.w. Krebse; 4) kleine, kaum ein Fingerglied lange Seekrebse, mit weicher Schale, dem Flußkrebs an Gestalt ähnlich, werden an der Nordsee von dem Volke sehr oft kalt gegessen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 751-752.
Lizenz:
Faksimiles:
751 | 752
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Der gute Mond / Er laßt die Hand küssen / Ihr Traum. Drei Erzählungen

Der gute Mond / Er laßt die Hand küssen / Ihr Traum. Drei Erzählungen

Drei Erzählungen aus den »Neuen Dorf- und Schloßgeschichten«, die 1886 erschienen.

64 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon