Mounĭer

[490] Mounĭer (spr. Munië), 1) Jean Josephe, geb. 12. Nov. 1751 in Grenoble; studirte Jurisprudenz, wurde dann Advocat, kaufte sich 1783 in Grenoble eine Richterstelle, wurde 1789 von der Dauphiné als Deputirter für die Etats généraux gewählt u. 29. Sept. 1789 Präsident der Nationalversammlung; nach dem Beschlusse, die Versammlung nach Paris zu verlegen, reichte er seine Entlassung ein, kehrte in die Dauphiné zurück u. forderte dort zu einer Versammlung der Provinzialstände auf, ging aber, als diese von der Nationalregierung untersagt wurde, nach Savoyen, der Schweiz, England u. dann 1793 nach Deutschland. Er fand in Weimar gute Aufnahme, errichtete in Belvedere eine Unterrichtsanstalt u. kehrte nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire wieder nach Frankreich zurück, wurde 1802 Präfect des Ille- u. Vilainedepartements, 1804 Mitglied des Erhaltungssenats, 1805 Staatsrath u. st. 26. Jan. 1806 in Paris. Er schr.: Recherches sur les causes qui ont empêché les Français de devenir libres, Genf 1792, 2 Bde. (deutsch von Gentz, Berl. 1794); Adolphe, ou principes élémentaires de politique, et resultats de la plus cruelle des expériences, Lond. 1795; De l'influence attribuée aux philosophes, aux francsmaçons et aux illuminés sur la révolution de France, Tübing. 1801, n.A. Par. 1821. 2) Claude Edouard Philippe, Baron de M., Sohn des Vorigen, geb. 1784 in Grenoble, wurde 1806 Auditeur im Staatsrath u. Intendant des Herzogthums Weimar, 1807–1808 von Niederschlesien, 1809 Cabinetssecretär Napoleons, 1810 Baron, 1812 Requetenmeister u. 1813 Intendant der Bauten. Während der Hundert Tage ging er nach Weimar, wurde 1815 Staatsrath, 1817 Mitglied der Kriegsschuldentilgungscommission, 1819 Pair von Frankreich u. 1821 Generaldirector der Departementspolizei unter Richelieus Ministerium; hierauf war er bis 1830 nur als Staatsrath beschäftigt, trat dann aus, behielt aber seinen Sitz in der Pairskammer u. zeichnete sich dort durch seltene Rednergabe u. Gediegenheit aus. Er st. 11. Mai 1843 in Passy bei Paris. Berühmt sind seine Gedächtnißreden auf Lally-Tollendal (1830), den Marquis v. Sémonville (1840), den Grafen Pelet de la Lozère (1842).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 490.
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