Nelson [1]

[779] Nelson (spr. Nels'n), 1) Christian, schwedischer Reichsstand, wurde 1434 von Erich XIII. zum Reichsdrost ernannt, konnte jedoch die Aufstände nicht aufhalten u. verlor daher bald seine Stellung; vgl. Schweden (Gesch.). 2) Horatio Viscount von N., Baron von Nil u. von Burnham Thorpe, Herzog von Brenta, geb. 29. Sept. 1758 in der Abtei Burnham Thorpe in der Grafschaft Norfolk, wo sein Vater, Edmund N., Rector war. N. trat 1770 auf dem Linienschiffe National zuerst in königliche Seedienste, machte 1772 an Bord eines Westindienfahrers eine Reise nach Westindien u. später 1773 die Nordpolexpedition des Lord Mulgrave (Phips) mit, segelte dann 1776 als Midshipman nach Ostindien, mußte aber wegen Krankheit nach Europa zurückkehren; er wurde dann 1777 Schiffslieutenant, begleitete 1778 Sir Peter Parker als dritter Lieutenant, wurde bald zweiter u. erster Lieutenant u. kreuzte mit einer bewaffneten Brigg in der Hondurasbai; 1779 wurde er Postcapitán u. nahm im Amerikanischen Kriege an der Expedition der Engländer gegen die Spanier 1780 u. gegen die Forts San Juan u. San Bartholomeo in der Hondurasbai Theil, mußte aber, wieder erkrankt, nach England zurückkehren. Er erhielt hierauf den Befehl über die Brigg Albemarle, wurde mit derselben 1781 vor Helsingör stationirt, kreuzte 1782 vor Boston u. wurde dann nach New York u. von da nach Westindien beordert. Nach dem Frieden kehrte N. 1783 nach England zurück u. lebte, auf halbem Sold, in St. Omer. 1784 erhielt er unter Sir Edward Hughes die Fregatte Boreas u. stand bei den Inseln unter dem Wind in Westindien. In Westindien heirathete er 1787 die junge Wittwe des Dr. Nesbit, Tochter des Oberrichters Herbert, ging dann nach England u. zog sich in den Privatstand zurück, bis er 1793 das Linienschiff erhielt, welches sich bei der Station des Admirals Hood im Mittelmeere befand. Er beschleunigte in Neapel (wo er mit der Lady Hamilton [s.d. 23)] ein Verhältniß anknüpfte) die Einschiffung der nach Toulon bestimmten Hülfstruppen, erhielt bei der Belagerung von Bastia den Befehl über die Mariniers u. wohnte der Eroberung von Calvi bei, wo er ein Auge verlor, machte am 13. März die Seeschlacht mit, welche Hood dem französischen Contreadmiral Martin lieferte, erhielt hierauf, da der Agamemnon 1796 nach England zurückkehrte, als Commodore den Oberbefehl über die Minerva, nahm im Februar 1797 bei Cap St. Vincent drei spanische Linienschiffe u. machte den spanischen Admiral zum Gefangenen, wodurch er wesentlich zum Siege beitrug, wurde Contreadmiral, blockirte u. beschoß Cadix u. wurde 1797 nach Teneriffa gesendet, um dort ein reiches Schiff der spanischen Silberflotte wegzunehmen, verlor aber hierbei den Arm. Nach England zurückgeschafft, wurde er mit ungemeiner Theilnahme empfangen u. erhielt eine Pension von 1000 Pfund Sterling. Geheilt kehrte er zur Flotte des Grafen von St. Vincent, die sich im Mittelmeere befand, zurück. Dieser blockirte die spanische Flotte in Cadix, N. aber erhielt den Auftrag, die Rüstungen der Franzosen in Toulon mit zwei Linienschiffen u. vier Fregatten zu beobachten, segelte daher im März 1798 dahin ab, aber ein Sturm zwang ihn in Sardinien anzulegen. Nach erstmaligem vergeblichen Suchen der französischen Flotte an der Küste Afrikas u. Griechenlands traf er dieselbe 1. Aug. bei Alexandrien u. schlug sie bei Abukir (s. Französischer Revolutionskrieg IV.) gänzlich; N. selbst wurde durch einen Büchsenschuß am Kopf verwundet. Zum Baron von Nil u. von Burnham Thorpe ernannt, erhielt er eine Pension von 2009 Pfund, die auf seine Erben bis in das dritte Glied übergehen sollte, u. von der Ostindischen Compagnie ein Geschenk von 10,000 Pfund. Nach der Schlacht segelte N. nach Neapel, wo er am 22. Sept. eintras u. vom König von Neapel zum Herzog von Brenta ernannt wurde. Bald jedoch erschienen die Franzosen zu Land vor Neapel, u. der König wie N. mußten auf englischen Schiffen nach Sicilien flüchten. Schon bei seinem ersten Aufenthalte in Neapel hatte er ein Verhältniß mit der Lady Hamilton angeknüpft, er wurde ganz ihr Sklav u. that Alles, was sie wollte; sie verleitete ihn im Juni 1799, als die Franzosen aus Neapel weichen mußten u. die ephemere Parthenopäische Republik zu Ende ging, den vom Cardinal Ruffo geschlossenen Vertrag nicht anzuerkennen, wodurch er sich der öffentlichen Meinung sehr blosgab, s. Neapel (Gesch.) S. 741. Im Sept. 1800 verließ N., als Keith den Befehl über die Flotte im Mittelmeer erhielt, mit der Hamilton u. ihrem Gatten Neapel, um durch Deutschland nach England zurückzukehren, wo er mit Enthusiasmus vom König u. Volk aufgenommen wurde. 1801 wurde N. Admiral der Blauen Flagge u. erhielt bald darauf ein Commando unter Admiral Parker über die Flotte, welche, um die Nordische Allianz zu brechen, in die Ostsee gesendet wurde, siegte hier 2. April 1801 über die dänische Escadre bei Kopenhagen u. erzwang so den Vertrag, wodurch Dänemark dem Nordischen Bund entsagte, f. Dänemark (Gesch.) IV. A). Auch mit Rußland u. Schweden verständigte er sich. Zum Dank hierfür wurde N. Viscount. Er erhielt nun das Commando[779] über ein Geschwader, welches sich an der englischen Küste sammelte, um der projectirten französischen Landung zu begegnen, u. unternahm hier am 16. Aug. 1801 einen Angriff auf die französischen Schiffe vor Boulogne, welcher jedoch miß-.glückte. Nach dem Frieden von Amiens lebte er zu Morton in der Grafschaft Surrey. Nach dem Wiederausbruch des Krieges beobachtete er als Chef der Station im Mittelmeere Toulon u. verließ sein Flaggenschiff Victory hierbei zwei Jahre lang keinen Augenblick. Dennoch benutzte im Frühjahr 1805 der französische Admiral Villeneuve einen günstigen Augenblick, um aus Toulon auszulaufen, sich auf der Höhe von Ferrol mit der spanischen Flotte zu vereinigen u. vor Cadix vor Anker zu gehen. Durch eine List N-s ließ sich Villeneuve aber täuschen u. segelte aus dem Hafen, um die Engländer anzugreifen. Beide Flotten stießen den 21. Oct. bei Trafalgar auf einander. N. theilte seine Flotte in zwei Colonnen, gab telegraphisch den historisch gewordenen Tagesbefehl: England expects every man to do his duty (England erwartet, daß Jeder seine Pflicht thut) u. durchbrach mit ihnen die feindliche Mitte. N. wurde von einer Flintenkugel, die aus dem Mastkorb des französischen Schiffes Redoutable kam, tödtlich getroffen; er erfuhr aber den Sieg seiner Flotte noch vor seinem Tode. Sein Körper wurde nach London gebracht u. dort in der Paulskirche begraben. Er erhielt in der Paulskirche ein Monument, eben so eine großartige Säule auf Trafalgarsquare (dem nördlichen Theile von Charing cross in London; auch mehre Provinzialstädte Englands, wie Norwich, ferner Edinburg in Schottland u. Montreal in Canada haben ihm Denkmale gesetzt. Sein Bruder wurde zum Grafen ernannt u. erbte auch seine Titel; von diesem gingen sie nach dessen Tode (1835) auf seinen Schwestersohn Thomas Bolton u. von diesem bei seinem Tode (1836) auf dessen Sohn Horatio N. über. N-s Schwestern erhielten jede ein Geschenk von 10,000 Pfd. Seine letzte Bitte in Bezug auf die Lady Hamilton u. seine natürliche Tochter Horatia, die er als Vermächtniß seinem Vaterlande empfohlen hatte, blieb unerfüllt. Vgl. Lebensbeschreibung von I. Whites, a. d. Engl., Hamb. 1806; I. Charnock, a. d. Engl., Brem. 1806, 2 Thle.; Rob. Southey, Lond. 1813, 2. A. 1831; Churchill, ebd. 1814; S. Clarke, ebd. 1810, 2 Bde.; vgl. außerdem Nicolas, The dispatches and letters of Admiral Viscount N., Jan. 1802_– April 1804, Lond. 1845; Pettigrew, Memoirs of the life of N., Lond. 1849, 2 Bde.; Forgues, Histoire de N., Par. 1859. 3) Wolfred, geb. 1800 in Canada, war beim Beginn des canadischen Aufstandes als Arzt u. Destillateur in Stagins bei Montreal ansässig. Durch entschiedenes Auftreten in der Oppositon von Untercanada, wo er den Flecken Sorel vertrat, gewann er viel Einfluß, bes. auf die französischen Canadier, ob er gleich ein Brite war. Beim Aufstande selbst stand N. an der Spitze der Insurgenten von St. Denis, vertheidigte diesen Ort gegen den Oberst Gore u. schlug diesen am 23. Nov. 1837 in die Flucht. Nachdem aber Metherall die Hauptmacht der Insurgenten geschlagen hatte, versuchte N. nach den Nordamerikanischen Freistaaten zu entkommen, wurde jedoch am 13. Dec. d.i. gefangen u. in Montreal eingesperrt. 1838 war er durch die Amnestie, welche der Gouverneur Lord Durham erließ, wieder frei.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 779-780.
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