Poliren

[274] Poliren, 1) einen harten Gegenstand glatt u. glänzend machen, vorzüglich Metalle, Steine, Glas, Horn u. Holz. Bei Blechen geschieht das P. zum Theil nur dadurch, daß sie auf einem passenden Ambose (Polirstock) mit einem Hammer (Polirhammer) geschlagen werden, welcher eine wenig gewölbte, sehr glatte Bahn hat. Damit das Kupfer mit dem Hammer eine gute Politur annehme, wird es vorher in Essig u. Salz gebeizt. Bei Metallarbeiten polirt man entweder durch Wegnehmen der seinen Unebenheiten auf der Metallfläche, od. durch Niederdrücken derselben; das erstere besteht in einem Schleifen od. Reiben mit seinen pulverförmigen Körpern (Polirpulver), welche man mit Baumöl u. Branntwein anmacht u. beim Gebrauche gewöhnlich auf Holz, Leder od. Filz (Polirfilz) aufträgt. Eisen u. Stahl polirt man mit Schmirgel u. Baumöl, auch wohl mit Polirroth od. sein gepulvertem Blutstein, od. mit Zinnasche u. Wasser. Gold polirt man mit gebranntem Hirschhorn od. mit Blutstein; Silber zuerst mit Bimsstein, dann mit Tripel u. Kohle von weichem Holze u. zuletzt mit Venetianischer Seife, welche in Regenwasser aufgelöst ist; Messing mit seinem Formsand u. Baumöl, od. mit Tripel u. Baumöl; Marmor mit Schmirgel; Glas mit Zinnasche od. Polirroth auf Kork- od. Holzscheiben; Horn mit gepulvertem Bimsstein u. Tripel, od. nur mit Kreide u. gelöschtem Kalk u. zuletzt mit Baumöl. Zum Niederdrücken der Unebenheiten bedient man sich eines entsprechend gestalteten harten u. sein polirten Gegenstandes, z.B. eines Polirstahles, Polirsteines (gewöhnlich Blutstein), einer Polirfeile (s.d.), einer Polirahle, od. auch einer Kratzbürste; s. Polirmaschine. Der gerade Polirstahl ist ein stumpfspitziger, der krumme ein hakenförmiger Stahlstift in einem hölzernen Griffe. Mit dem Stahle polirt man auch die Vergoldung auf Glas u. Porzellan. Oft läßt man sich die Gegenstände in einer Polirtonne gegenseitig selbst poliren; so besteht das P. des Flintenschrotes darin, daß man es mit etwas Reißblei in einer um ihre Achse gedrehten Tonne scheuert. Bei Holzarbeiten erzeugt man einen spiegelnden Glanz (Politur) durch einen firnißartigen Überzug, u. zwar entweder mit Polirwachs, einer Mischung von gelbem Wachs u. Kolophonium, welches bei gelindem Feuer zusammengeschmolzen u. wozu hernach etwas Kienöl gegossen wird (vgl. Bohnen), od. mit Politur, einer Auflösung von Schellack in Alkohol. Horn u. Holz wird vor dem P. mit Schachthalm abgerieben (geschachtelt, abschachteln); 2) eine aus dem Groben gearbeitete Sache im Feinen fertig arbeiten; 3) einer Sache die nöthige Vollkommenheit geben; 4) so v.w. Durchbauschen; 5) (Weißbohren), das Bohren der Gewehrläufe gegen Ende der Arbeit, wobei man den Bohrer weniger angreifen läßt u. außerdem durch ein eingestecktes halbrundes Holz (Polirspan) zwei Kanten des Bohrers am Schneiden hindert u. gleichzeitig die Wand des Laufes glättet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 274.
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