Tanucci

[236] Tanucci (Tanuzzi, spr. Tanutschi), Bernhard, Marquis von T., geb. 1698 zu Stia in Toscana, studirte die Rechte zu Pisa u. wurde Professor daselbst; er folgte dem spanischen Infanten Karl III., als derselbe Neapel 1733 eroberte, u. wurde dann dessen Minister. T. verfolgte seine guten Absichten mit großem Eifer, aber mit zu wenig Vorsicht; der von ihm begründete neue Gesetzcodex trat daher nicht ins Leben u. sein Finanzsystem lähmte alle Kräfte des Landes, gleichwohl blieb er in der Gnade des Königs. Als dieser 1759 den spanischen Thron bestieg, wurde T. zum Regenten während Ferdinands IV. Minderjährigkeit ernannt u. trat nun bes. feindlich gegen den Papst u. hindernd gegen die Einführung der Inquisition auf. Er verlor seinen Einfluß durch die Vermählung. Ferdinands IV. mit der Erzherzogin Karoline von Österreich, wurde 1776 durch den Marquis von Sambuca im Vorsitze[236] des Ministeriums abgelöst u. st. 1783 in Neapel. Durch Beförderung der Aufgrabung von Pompeji u. Herculanum hat er sich um die Wissenschaft verdient gemacht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 236-237.
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