Hornung

1. Beim warmen Hornung spar' das Futter, denn gern wird dann die Ostern weiss und holt der Senn' zu seiner Butter ganz nah statt Wasser Schnee und Eis.Orakel, 239.


2. Das He'nl soll mit Saus und Braus eingehen. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 44.


3. De Häring schleit möt em Zagel op't Iis. (Caymen.) – Frischbier2, 1671.

Wenn der Hörning, Hornung oder Februar neuen und starken Frost bringt. Nach Frischbier muss man in dem angeführten Orte Häring für Hornung sprechen.


4. Der Horner hett mit eme hörnige Schnabel cho und mit eme guldige Wedel goh. (Luzern.)

Der Hornung ist mit stürmischem Wetter gekommen und mit Sonnenschein geendet.


5. Der Hörning macht den Zagel kraus. (Tolkemit.) – Frischbier2, 1671.


6. Der Hornung macht Dreck und März holt ihn weg.

Frz.: Si février ne fourvoye, février doit remplir les fossez; mars les doit rendre secs. (Leroux, I, 66.)


7. Der Hornung muss die Hörner abstossen.


8. Der kleine Horn hat grossen Grimm.

Frz.: Février le plus court et le pire de tous. (Kritzinger, 312a.)


9. Der kleine Horn1 spricht zum grossen (Januar): Hätt' ich die Macht wie du, ich liess erfrieren das Kalb in der Kuh.Orakel, 236; Eiselein, 322; Simrock, 4950.

1) Abkürzung von Hornung, des deutschen Namens für Februar, mhd. und ahd. hornunc, d.i., nach Weigand (Wb., I, 327) entweder Hornträger, Gehörnter in symbolischer Anwendung des Wortes Horn(?) oder, dem altnordischen hornûnger = unehelicher Sohn gemäss und in Ansehung, dass der Monat auch das kleine Horn genannt wird, »unechter Monat« dem Januar gegenüber, welcher das grosse Horn heisst. Noch ist die Sache dunkel. Grimm (II, 360) bekennt: »Welchen Sinn Horn hier hat, weiss ich nicht.« Leibniz leitete den Namen von Kernunno, dem Gott der Celten, ab; es wurde ihm aber seinerzeit eingewandt, dass er von den Hörnern heikomme, welche die heidnischen Vorfahren Ende Januar und Anfang Februar bei ihren Trinkgelagen aufzusetzen pflegten. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 27.)

Frz.: Febvrier le court le pire de tous. – Février entre tous les mois le plus court et le moins courtois. (Leroux, I, 66.)


10. Der kleine Horn spricht zum grossen: Ich wollte, wär' mir deine Macht beschieden, recht vorne frieren, hinten aber sieden.


11. Der kleine Horn und der Mai sind keine Nachbarn.


12. Der kleine Hornung ist der schlimmste.Orakel, 248.


13. Ein kurzer Hornung, sagt der Bauer, ist gemeiniglich ein Lauer.Boebel, 76; Hoefer, 190; Blum, 279; Orakel, 246; Simrock, 4951.

Die Kälte scheint auf den folgenden Monat gleichsam zu lauern, wenn es im Februar nicht gehörig friert.


14. Es ist nünt, wenn's im Hornung nit stürmt, dass em Stier de Hörner im Kopf gewackelt. (Schweiz.) – Körte, 2965.


15. Friert es nicht im Hornung ein, wird's ein schlechtes Kornjahr sein.Bair. Hauskalender.


16. Geht's He'nl ein mit Saus und Braus, so haldens Mann und Ross leicht aus; geht's aber ein im Gstül, so hab'n Ross und Mann nöd vil. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 44.


[786] 17. Gibt's im Herndl ein Tröpfl, gibt's im Mai ein Schöpfl. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 43.

Regen im Hornung, Schnee im Mai.


18. Horings Floth (Regen) heft en sülbern Hoth (Segen). (Westf.) – Boebel, 78.


19. Hornung hell und klar, gibt ein gut Flachsjahr. (Rheinhessen.)


20. Hornung und Jenner haben Muth, leeren Kästen und Scheuern, oder füllen sie gut.


21. Im Horner soll's stürmen, dass dem Stier die Hörner im Kopf gnappen1. (Luzern.) – Stalder, I, 458.

1) Wackeln, schwanken.


22. Im Hornig gseht m' liaber a Wolf cho, weder a Ma oni Chutta. (Bern.) – Zyro, 71.


23. Im Hornung hat's der Bauer lieber, wenn ihm der Wolf zum Fenster hineinscheint als die Sonne. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 44.


24. Im Hornung sieht der Bauer lieber einen hungrigen Wolf als einen Mann im Hemde auf dem Felde arbeiten.Boebel, 75.


25. Kimt's He'nl mit Saus und Braus, Bauer, trag's Urás aus'n Haus; kimt's aba ganz stül, lass's drob nàt in da Dül.Baumgarten, 44; Schiller, III, 20b.

Ein stürmischer Februar verheisst ein zeitiges Frühjahr und frisches Futter, ein stiller freundlicher ein spätes und droht Futtermangel. In jenem Fall kann man das Urás (übrige Futterstroh) vertreten lassen, im letztern soll man es wieder auf den Boden (Dül) tragen. (S. Lichtmesstag und Mücken.)


26. Kimt's He'nl sanft und gstül, mues mer s' Uras sauba zsam puza und affötragn ö d' Dül; kimt's awa mit Wind und Wah', de'f ma 's Uras in'astr'an.Baumgarten, 44.


27. Linder Hornung ist ein Lauer, sagt der Bauer. (Westpreuss.) – Boebel, 76.


28. Me g'seht im Horner lieber e Wolf umm laufe- n as e Ma ohni Chittel. (Solothurn.) – Schild, 112, 112.


29. Nimmt der Hornung Schnee und Eis, verdient der nächste Mai den Preis.Bair. Hauskalender.


30. Oen He'nl vül Tröpfl, ön Moa vül Knöpfl. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 43.

Viel Regen im Hornung, viel Knöpfe im Mai.


31. Sei in dem Hornung warm bekleid't; purgir', bad', schwitz', nun ist es Zeit; trink' Alant-, Wermuthbier und Wein, es wird dir nun sehr dienlich sein.Orakel, 255.


32. Spielen im Hornung die Mücken, baut der März uns Brücken. (Oberlausitz.) – Boebel, 78.


33. Wan's He'nl den Gwalt het als da Jena (Janner), so that's s' Kaib'l ö da Kuah d'abrena. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 44.


34. Wan 's He'nl kimt mit Saus und Braus, Baur' kim mit'n Pflueg heraus; wan 's ab'a kimt ö d' a Gstül, Mensch'a, tragt 's Ura's affö ö d' Dül.Baumgarten, 44.


35. Was der Hornung nicht will, das nimmt der April.Jer. Gotthelf, Käthi, II, 22.


36. Wenn der Hornung gar zu gnädig, der März alsdann zu Frost erbötig.Boebel, 77.


37. Wenn der Hornung kein Fieber macht, liefert März gar manche Schlacht.

Frz.: Si Février ne fait des fièvres, Mars lui livre une guerre fière. (Kritzinger, 312a.)


38. Wenn der Hornung nicht wintert, so kommt Kälte nach Ostern. (Luzern.)


39. Wenn im Horner d' Mügge fliege, muss im März der Schlitte gige. (Luzern.)


40. Wenn im Hornung die Mücken (Schnaken) geigen, müssen sie im Märzen schweigen. Boebel, 75; Orakel, 245.


41. Wenn im Hornung die Mücken schwärmen, muss man im März den Ofen (die Ohren) wärmen.Simrock, 4953; Orakel, 244; Boebel, 75; Reinsberg VIII, 4 u. 80.


[787] 42. Wenn im Hornung schwärmen die Mücken, musst dich im März zum Ofen bücken. (Sachsen.) – Boebel, 77.


43. Wenn's der Hornung gnädig macht, bringt der Lenz (Mai) den Frost bei Nacht.Simrock, 4952; Orakel, 241; Boebel, 75; Reinsberg, VIII, 80.


44. Besser im Hornung an die Finger frieren, als im Felde warm spazieren.Wechstimmen, I, Februar.


45. Bringt der Hornung Gewitter, merkt's mit Schmerzen der Schnitter.Payne, 17.


46. Im Hornung Schnee und Eis macht den Sommer heiss.Schulfreund, 83, 11.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Apuleius

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.

196 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon