Rominten

Gah na Rominte, Zigga opschwänze (Zäge hede).

Gewöhnlich als Abfertigung eines Anmassenden, Vorlauten u.s.w. Sonst gehört Rominten, Dorf im goldaper [1721] Kreise (Regierungsbezirk Gambinnen) zu den Punkten, wohin man alte Jungfern verweist; namentlich solche, welche ihres hoffärtigen Wesens wegen unverheirathet geblieben sind. Der Volksglaube hat ihnen besondere Aufenthaltsorte angewiesen, wo sie nach ihrem Tode wohnen müssen und nicht selten auch schwierige Aufgaben lösen, widerwärtige Geschäfte besorgen müssen. In Ostpreussen ist ihnen das Dorf Rominten für diesen Zweck bestimmt; ferner die Zählau, ein bei Friedland gelegener grosser Bruch, sowie der Speicher im Vorwerk Markhausen zwischen Heilsberg und Landsberg. Denen, die, wenn Ueberfüllung eingetreten ist, hier nicht Platz finden, ist ein Unterkommen im Speicher zu Kanothen bei Gerdauen oder im Walde Lauenberg, zwischen Hermsdorf und Zinten, gesichert. In diesem Walde müssen sie in Gemeinschaft mit alten Junggesellen Ziegen hüten, während sie in Rominten die Ziegen blos aufschwänzen dürfen. Das Dorf ist nämlich wegen seiner niedrigen Lage so schmuzig, dass sich die Ziegen sonst den kurzen Schwanz beschmuzen würden. (Vgl. Illustr. Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1721-1722.
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