Sparer

1. An iada Spoara gfint an Ziara. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 47.

Ein jeder Sparer findet einen Zehrer.


2. Auf einen kargen Sparer folgt meist ein wilder Zehrer.

In Königsberg: Op de gode Sparer folgt e goder Tehrer. (S. Heger 3.)

Holl.: Na een' goed' spaarder komt een goed verteerder. (Harrebomée, II, 282b.)

It.: Chi per se raguna, per altri sparpaglia.

Lat.: De male quaesitis non gaudet tertius haeret. (Chaos, 69.)

Schwed.: Njugger spaar, grymmer nöther. (Grubb, 568.)

Neuschwed.: Njugg spar och raggen tar.


3. Da Sboara find't an Ziara. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 389, 1.

Der Sparer findet seinen Zehrer. (Mayer, I, 149.)


4. Dem Sparer gehört ein Zehrer.Körte, 5613.

Frz.: A beau amasseur, beau dépendeur.


5. Der Sparer hat alweg ein verthuer.Alsatia, 419.


6. Der Sparer macht einen Güder (Verschwender).Gotthelf, Geldstag, 115.


7. Der Spôrer muss sein Oawarer1 hob'n. (Franken.) – Frommann, VI, 324, 362 u. 416, 28; für Henneberg, II, 409, 57.

1) Anwender, Ausgeber, Verthuer, statt Awarer sagt das Sprichwort auch Uembrenger = Verthuer.


8. D'r Sparar mues a Güüder ha'. (Bern.) – Zyro, 99; Sutermeister, 138.


9. Eim Saprer gehört ein zerer.Franck, I, 118b u. 144b.


10. Ein guter Sparer gibt einen guten Wohlthäter.Herberger, II, 104.

Lat.: Bonus servatius facit bonum bonifacium.


11. Ein guter Sparer ist gleich einem (oder: besser als ein) guten (guter) Gewinner.Eiselein, 571; Simrock, 9626; Alsatia, 1862-67, 418; Braun, I, 4142.

Engl.: A good saver fares better than a good gainer. – A good saver is a good server. (Bohn II, 129.)

Frz.: A père avare fils prodigue. (Montlong, 24.) – Les enfants d'un avare sont ordinairement prodigues. – Mieux vaut bon gardeur que bon amasseur. (Cahier, 800.) – Père ménager, fils prodigue.

Holl.: De spaarder is meer dan de winner. (Harrebomée, II, 282a.) – Nae den goeden holder comt een got verterer. (Tunn., 20, 11.)

Lat.: Prodigus est natus qui de parco patre natus. (Fallersleben, 553; Latendorf, 127.)

Schwed.: Efter en sparare kommet en ödslare. (Marin, 11.)


[658] 12. Ein Sparer muss sich oftmals bücken, eh' ein Thaler in der Ficken.

Schwed.: Snijken är altijd fijken. (Grubb, 746.)


13. Ein sparer wil einen zerer (Geuder) haben. Agricola I, 249; Gruter, I, 28; Egenolff, 158a; Eyering, II, 53 u. 177; Petri, II, 226; Gotfrid, 989b; Chaos, 448; Waldis, IV, 15, 10; Latendorf II, 11; Pistor., VII, 48; Eiselein, 571; Ramann, Unterr., I, 9; Sailer, 39; Siebenkees, 211; Simrock, 9693; für Schlesien: Frommann, III, 249, 262; für Holstein: Schütze, IV, 162.

»Es ist ein gemeynes sprichwort: Es muss allwegen ein sparer ein geuder haben.« (Pauli, Schimpff, XXXIb.) »Ein sparer wil ein zehrer hon, sicht mancher vatter an seim sohn.« (Loci comm., 152.)

Engl.: A sparing or saving father is succeeded by a spendthrift, by a lavishing son. – The children of a miser are commonly great spend-thrifts.

Holl.: De spaarder wil een' teerder hebben. (Harrebomée, II, 282a.)

Lat.: Condus quaerit promum, quod alii comparcunt, id alli universum abripiunt. (Chaos, 448.) – Condus requirit promum. (Philippi, I, 88; Eiselein, 571.) – Parco non deerit prodigus. (Gaal, 1422.) – Prodigus est natus de parco patre creatus. (Binder I, 1402; II, 2669; Fischer, II, 102; Gartner, 168; Loci comm., 152; Philippi, II, 110; Seybold, 459; Sutor, 27.) – Quod parcus quaeres, effundet prodigus haeres. – Quod parcus servat, prodigus ore vorat. (Gaal, 1339 u. 1421.) – Tenax requirit prodigum. (Binder I, 1738; II, 3314; Fischer, 181, 102; Philippi, II, 216.) Bei Glandorp (140) findet sich noch aus Lindeberg: Euclionis bona dilapidator consumit, mit dem Distichon: Qui genium fraudat proprium potuque ciboque: illius absumit dilapidator opes.

Ung.: Minden gyüjtönek esik tékozlója. (Gaal, 422.)


14. Hinter'n Spoarer kimmt der Zehrer.Schöpf, 684.


15. Î Schparer, drâ Zierer. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 835.


16. Nach eim sparer kompt ein zerer1.Franck, II, 84b; Gruter, I, 61; Egenolff, 266a; Petri, II, 486; Latendorf II, 23; Gaal, 1422; Simrock, 9642; Körte, 5474; Braun, I, 4146.

1) In der Umgegend von Köthen: Preeser (Prasser?) Presen = umherstreuen. – In Schwaben: Der Sparer muss einen Neisser haun. (Birlinger, 468.) In Wien: Der Spara find an Zira. Die Neugriechen: Der Reichthum eines Geizigen fällt in Verschwenders Hände. (Sanders, 58.)

Mhd.: Ich sach ie, swaz de karge spart, daz ez dernâch dem milten wart: dem boesen ie ze teile wart, swaz man for dem framensdart. (Freidank.) (Zingerle, 140.)

Frz.: Ce qui chiche épargne, large dépend.

Lat.: Tenax requirit prodigum. (Masson, 125.)

Poln.: Łakomy, skąpy i świnia jest to po śmierci zwierzyny. (Masson, 125.)

Ung.: A' fössvénnynek öszve-gyült jószéga tékozlot vin magara. (Gaal, 1339.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 658-659.
Lizenz:
Faksimiles:
658 | 659
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde

Meister Floh. Ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde

Als einen humoristischen Autoren beschreibt sich E.T.A. Hoffmann in Verteidigung seines von den Zensurbehörden beschlagnahmten Manuskriptes, der »die Gebilde des wirklichen Lebens nur in der Abstraction des Humors wie in einem Spiegel auffassend reflectirt«. Es nützt nichts, die Episode um den Geheimen Hofrat Knarrpanti, in dem sich der preußische Polizeidirektor von Kamptz erkannt haben will, fällt der Zensur zum Opfer und erscheint erst 90 Jahre später. Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren, der Jurist Hoffmann ist zu dieser Zeit Mitglied des Oberappellationssenates am Berliner Kammergericht, erlebt er nicht mehr. Er stirbt kurz nach Erscheinen der zensierten Fassung seines »Märchens in sieben Abenteuern«.

128 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon