Vertrauen (Verb.)

Vertrauen (Verb.).


1. Alles vertraue, nur keine Heimlichkeit.


2. Also vertraw deinem freund, dass du achtest er mög dein Feind werden.Egenolff, 331b.


3. Dem wird vertrawt, der auff Jungfrawen baut.Gruter, III, 15; Lehmann, II, 77, 43.


4. Der eine vertraut auff guten wohn, der ander führt den nutz darvon.Henisch, 1283, 65; Petri, II, 85.


5. Eim vnbekandten bald vertrawen macht offt hinder den ohrn krauwen.

Lat.: Ni sit nota fides, ignota non bene fides. (Loci comm., 66; Sutor, 363.)


6. Ich vertraue auf Gott und lass ihn walten; ich mach' neue Feilen und hau' die alten. Haussprüche, 39.


7. Nit vertraw idem (jedem).Christoph Löffelholz, 1542; Sallet, Sinnsprüche; Im neuen Reich, S. 612.


8. Vertrauen ist wol gut, doch ist mistrauen oft besser.

Dän.: Mistanke er dyd, naar man har fienden hos sig. (Prov. dan., 446.)


9. Vertrauen macht Liebe und Diebe.


10. Vertrauen unbekanntem Mann, ist von niemand klug gethan.


11. Vertraw keinem lachenden Richter.Lehmann, II, 797, 37.

Und nicht zürnenden Göttern, warnen die Römer: Heu nihil invitis fas quemquam fidere divis. (Virgil.)


12. Vertraw (doch) nicht zu viel, so wirstu nicht betrogen.Lehmann, II, 797, 36; Petri, II, 569; Latendorf II, 27; Simrock, 106935; Körte, 6288; Braun, I, 477.

Engl.: If you trust before you try, you may repent before you die. – There's none deceive but he who trusts. (Masson, 334.)

Frz.: De grant fiance grant faillance. (Masson, 334.) – Défiance est mère de sûreté. – En trop fier gît le danger. – Il ne faut se fier qu'à bonne enseigne. – Qui bien se défie, bien se fie.

It.: Chi ti fa più carezze, che non suole, o tradito t'ha, ò tradir ti vuole. (Masson, 334.) – Chi troppo fida, spesso gride. (Körte, 6288.) – Di chi ti fida, non ti fidare in tutto. – Fidarsi è buono, ma non fidarsi è meglie.

Lat.: Virtutem primum esse puta complectere linguam, proximus ille Deo, qui scit ratione tacere. (Sutor, 906.)


13. Vertrawe dein Herze nicht jedermann, so du nicht wilt zuletzt en schaden stan.Töppen, 75, 11.


14. Vil vertrawen offt schaden thut, drum halt dein Herz in stiller Hut.Töppen, 75, 11.


15. Was man dir vertraut, das lass mit dir sterben.


16. Wer leicht vertraut, wird leicht betrogen.

It.: Chi si fida troppo presto, sarà tosto ripentito. – Chi si fida troppo rimane in gannato. (Biber.)


17. Wer nicht vertrawt, dem ist nicht zu trawen.Gruter, III, 109; Lehmann, II, 875, 217.


18. Wer nicht vertrawt, wird nicht betrogen. Henisch, 352, 65; Petri, II, 744; Gaal, 1613.

It.: Non è ingannato se non chi si fida. (Gaal, 1613.)


19. Wer nur auf sich und Gott vertraut, der hat sein Glück sehr wohl gebaut.

Böhm.: Nevĕř nikomu, jenom bohu a sobĕ trochu. (Čelakovsky, 252.)


20. Wer sich niemand vertraut, wird von niemand verrathen.

Böhm.: Nevĕř nikomu, nikdo tĕ nezradí. (Čelakovsky, 252.)


21. Wer wolt vertrawen eim solchen man, welcher nichts dan vnwarheit kan?

Lat.: In quo nulla fides, in eo tu quomodo fides? (Loci comm., 66.)


[1616] 22. Yederman vertrawen ist ein torheyt vnd leichtfertickeit, niemand vertrawen ist tyrannisch (Narrheit).Agricola I, 308; Gruter, I, 50; Zinkgref, IV, 400; Schottel, 1134a; Petri, II, 390; Simrock, 10937; Körte, 6289.

Holl.: Ieder vertrouwen is eene dwaasheid en ligtvaardigheid; niemand vertrouwen is tirannick. (Harrebomée, II, 29.)


*23. Er vertraut auf seine gerechte Sache.

Wird oft ironisch gebraucht.


*24. Es wäre dir gut, was zu vertrauen, das die ganze Welt wissen sollte.


*25. Herr vertrawet mir, was jr wölt, nur kain haimlichkait.Agricola II, 199; Egenolff, 23b; Eiselein, 296; Sutor, 113; Sailer, 19; Simrock, 4512; Körte, 2723.

D.h. vertraue mir überhaupt nichts.


*26. Man mag jhm wol was heimlich vertrawen.Eyering, III, 197.


[Zusätze und Ergänzungen]

27. Soll man dir vertrauen, lass nicht zu viel Klugheit schauen.Devisenbuch, 12.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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