Mauren

[84] Mauren (die), Abkömmlinge der Berbern und Araber, machen jetzt einen wichtigen Theil besonders der ansässigen Bevölkerung der sogenannten Barbareskenstaaten aus; sie bewohnen ferner hauptsächlich den westl. Theil der Sahel oder Westhälfte der Sahara, wo sie an der Küste Gummihandel treiben und als grausame Strandräuber bekannt sind, nach Beendigung der Gummiernte aber auf ihre Oasen ins Innere der Wüste zurückkehren, und sind als Kaufleute am Senegal und in allen Handelsstädten von Sudan, als verschmitzte Unterhändler in der Umgebung der dortigen Fürsten, sowie als Karavanenführer und Hirten verbreitet. Fanatische Bekenner der mohammedanischen Religion, suchen sie dieselbe sammt ihrer Herrschaft immer weiter nach S. zu verbreiten und sind daher gefährliche Nachbarn der Negervölker. Ihre Hautfarbe ist schwärzlichbraun und olivenartig, ihre Tracht sehr verschieden und der der Beduinen und Araber ähnlich, mit denen sie auch die Fertigkeit im Reiten theilen. In den Städten gibt es sehr reiche Mauren, die in der Wüste aber sind meist in dürftigern Verhältnissen, wohnen unter Zelten und sind in viele Stämme getheilt. Im Alterthume. waren die Mauren schon als Bundesgenossen der Karthager und aus mehren blutigen Kriegen mit den Römern bekannt, welche nach ihnen auch den Nordwesttheil von Afrika Mauritanien nannten. Im 5. Jahrh. stifteten die aus Spanien herüberdringenden Vandalen (s.d.) hier ein Reich, welches aber 534 durch Belisar (s.d.) dem oström. Kaiserthume unterworfen, im 7. Jahrh. aber von den Arabern oder Sarazenen erobert und nun von einem Statthalter des Khalifen von Damaskus regiert wurde. Dieselben Araber, als Bewohner Mauritaniens von den span. Geschichtschreibern los Moros oder Mauren genannt, machten sich 711 die im westgoth. Reiche herrschende Verwirrung zu Nutze und eroberten in wenig Jahren fast ganz Spanien, wo sie mehre Reiche stifteten. Mit ihnen wanderten auch Wissenschaften und Künste ein und gelangten zu hoher Blüte, wovon noch prächtige Baudenkmale (s. Alhambra) in den ehemaligen Residenzen maurischer Könige Zeugniß geben. Nach beinahe 800jähriger Herrschaft in Spanien (s.d.) ward jedoch auch das letzte maur. Königreich Granada von Ferdinand dem Katholischen 1491 erobert und viele Mauren kehrten nach Afrika zurück, noch mehr aber blieben, wurden wenigstens zum Schein Christen und hießen nun mit ihren Nachkommen Moriskos. Sie waren betriebsame und treue Unterthanen, bis zu harte Bedrückungen unter Philipp II. im J. 1571 einen Aufstand derselben veranlaßten, der 200,000 Menschenleben kostete und die Vertreibung von 100,000 Morisken zur Folge hatte. Unter Philipp III. aber wurden 1609–10 alle Morisken verjagt und das Land verlor dadurch eine Million seiner gewerbsamsten und geschicktesten Bewohner, was viel zum Verfalle Spaniens in der folgenden Zeit beitrug.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 84.
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