Sigismund

[214] Sigismund, deutscher Kaiser von 1411–37, geb. 1368, jüngerer Sohn Karls IV., erhielt als Erbschaft Brandenburg und durch seine Verlobung mit der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn u. Polen Anwartschaft auf beide Kronen, erlangte jedoch nur die ungar. (1387). Dadurch kam er in vielfache Kämpfe: mit dem trotzigen ungar. Adel, mit Polen, Bosnien, der Walachei, besonders aber mit den Türken, gegen welche er nach einigen kleineren Erfolgen die Hauptschlacht bei Nikopolis (1396) [214] verlor; endlich mit Venedig, das gegen Erlegung einer namhaften Summe die widerrechtlich besetzten dalmatischen Häfen behielt. Seine Regierung als Kaiser ist denkwürdig durch das Concil von Konstanz, um dessen Zustandekommen sich S. große Verdienste erwarb, sowie durch die Hussitenkriege, die S. ruhmlos führte, so daß er die böhm. Krone, die er nach seines Bruders Wenzel Tod erben sollte, erst nachdem die Taboriten gegen die Calixtiner unterlegen waren u. durch Vertrag mit den böhm. Ständen erhielt. Er schwächte Oesterreich in den vorderen Landen, als er gegen den Herzog Friedrich die Schweizer hetzte und ihnen den Aargau überließ; außerdem verkaufte er die Mark Brandenburg an Friedrich von Hohenzollern und vermehrte dadurch die Zahl der nach Selbstherrlichkeit strebenden großen Vasallen. Indessen vermählte er doch seine Erbtochter mit einem österr. Herzoge, dem späteren Kaiser Albrecht II. und trug dadurch zur Herstellung der österr. Großmacht bei; er st. 1437, der. letzte Luxemburger. (Aschbach, »Geschichte des Kaisers S. u. seiner Zeit« 4 Bde., Hamb. 1838–45.)

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 214-215.
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