Elmira, nachmahls Atis.
Aria.
ELMIRA.
Ich lieb' und bin geliebet /
Und weiß nicht was es sey /
Wann Amors Tyranney
Offt andre so betrübet /
Ich schmeckt' auch nie die Frucht
Der bittern Eifersucht.
2.
So leb' ich höchst vergnüget /
Hat gleich der Perser Macht
Vom Reiche mich gebracht /
Auch Crœsus schon besieget /
Bleibt Atis nur getreu /
Bin ich von Kummer frey.
Atis kommt.
ATIS.
Printzeßin darff ein Sclav sie anzusprechen
Die Kühnheit nehmen?
ELMIRA.
Möcht es Atis selber seyn!
ATIS.
Es steht bey ihr / sie bilde sich nur ein
Ob wär' ers selbst.
ELMIRA.
Was ist denn dein Gebrechen?
ATIS.
Daß in den heissen Flammen /
Die ihrer Augen Blitz schlägt über mich zusammen /
Ich wie ein Salamander lebe.
ELMIRA.
Wie!
ATIS.
Und wie ein' Sonnen-Blum
Ich stets nach ihr mein Haupt erhebe.
ELMIRA.
Baur / was für Tollheit ficht dich an /
Mir solche Reden für zu tragen?
ATIS.
Könt' Atis reden / würd' er dieses sagen.
ELMIRA.
Wohl dir / daß ich es so verstehen kan!
Aria.
ATIS.
Ist niemand bewust /
Wie lieblich die Lust /
Wie süß das Verlangen /
Gefangen
In Ketten und Banden Elmiren zu leben /
Dem kan meine Brust
Die Nachricht bald geben /
Der eintzig bewust /
Wie lieblich die Lust /
Wie süsse das Leben.
ELMIRA.
Wie! darffstu nochmahls solche Reden wagen?
ATIS.
Wird sie hiedurch zum Zorn erweckt /
Da meine Meinung ich schon gnug entdeckt /
Daß / wo der Printz nur sprechen könt' /
Er dieses würde sagen.
ELMIRA.
Meinstu es so / so ist es dir vergönnt /
Und kan ichs wohl verstehen.
Tritt ab.
ATIS.
O Hertzens-Lust / so treuen Sinn zu sehen!
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