Siebender Aufftritt.

Königlich Zimmer.

Atis nachmahls Elmira, Trigesta.


ATIS schreibet an einem Tische.


Aria.


Sol des Goldes Glantz recht glimmen /

Sol der Harffen Thon recht stimmen /

Schont die Hand der Schläge nicht /

So wil ich mit scharffen Briefen

Noch Elmiren Treue prüfen /

Eh sie vom Geheimenisse

Nachricht wisse /

Daß der stumme Atis spricht.

Sie komt; Printzeßin!

ELMIRA.

Was? darffstu es noch wohl wagen /

Und kömmst zu mir?

ATIS.

Printz Atis schickt mich her.

ELMIRA.

Was ist dann sein Begehr.

ATIS.

Diß Schreiben wird ihrs sagen.


Atis reichet ihr einen Brieff / den sie eröffnet / und lieset / wie folget.


Elmira trage keine Scheu /

Erminen, als den Printzen selbst / zu lieben /

Und wisse / daß es so gefällig sey /

Dem / der ihr dieses hat geschrieben. Atis.

ELMIRA.

Was les' ich / träum ich nicht? des Printzen Hand

Ist mir nur gar zu wohl bekandt ...


Sie zerreist den Brieff.


Du unverschämter Both' / ich rathe dir /

Bring solche Brieffe mir nicht mehr.

ATIS.

Giebt sie dann Atis kein Gehör?

ELMIRA.

Daß ich solt einen Bauren lieben?

ATIS.

Es ist sein Will.

ELMIRA.

Du hast ihn dazu angetrieben.

ATIS.

Daß er es selber sucht / ist ihr das nicht genug?

ELMIRA.

Scher weg / du bist ein Narr / und Atis ist nicht klug.


Atis tritt ab.

Aria.


Liebt mich Atis, kan es seyn?

Nein / ach Nein!

Er fühlt nicht mehr Amors Wunden /

Seine Treu ist gantz verschwunden /

Es ist lauter Heuchel-Schein.

Liebt mich Atis, kan es seyn?

Nein ach Nein!


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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