Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Der kleine Pepi mit der neuen Hose

[86] Dem kleinen Pepi, welcher eine neue Hose braucht, wird eine von seinem Herrn Paten angemessen.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Als die Hose fertig ist, wird sie auf einer Landpartie probiert.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

[86] Die Probe fällt schlecht aus, und der kleine Pepi kommt in große Gefahr.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Ganz durchnäßt setzt sich der Pepi zum Trocknen vor den Laden des Schusters Knieriem, fühlt sich aber auf einmal an der neuen Hose festgehalten.
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Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Da der kleine Pepi von seinem Sitze nicht loskann, so müssen freundliche Menschen den Herrn Paten holen, welcher ihn mit großer Sorgfalt frei macht und den Schaden kunstverständig ausbessert. – Der Vater zieht den Pepi übrigens noch zur strengen Verantwortung; denn eine jede neue Hose, selbst wenn der Herr Pate für Macherlohn nichts berechnet, kostet viel Geld.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Der kleine Pepi mit der neuen Hose

[88] Der Pepi ist aber ein Sapperlotskerl und hat das erste Unglück nur zu schnell vergessen, und da er einmal gehört hat, daß der Mensch sich das Leben so süß als möglich machen soll, so geht er über des Nachbars Syrupfaß.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Mit dem Naschen hat aber schon so mancher ein Unglück gehabt. Der Pepi kriegt das Übergewicht und purzelt mit der neuen Hose in
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Der kleine Pepi mit der neuen Hose

das Faß. Der Nachbar hört, daß in seinem Syrupfasse etwas vorgeht, und zieht ein Wesen aus der Tiefe, von dem er gar nicht weiß, was er daraus machen soll. Doch scheint es ihm ein Mensch, und zwar ein kleiner zu sein. Er stellt das sonderbare Geschöpf in den Hof, um zu sehen, was daraus wird. Der Pepi kann aber weder sehen noch hören und spürt nur von allen Seiten ein höchst unangenehmes Stechen,


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Der kleine Pepi mit der neuen Hose

[90] als wenn ihn hundert Schneidergesellen mit Nadeln bearbeiteten. Endlich legt sich das Stechen, und der Pepi fühlt, daß ihn jemand mit großem Eifer abwischt und von seinem Überzuge auf die uneigennützigste Weise befreit. – Als er aber sehen kann, schreit er laut auf, als er entdeckt, daß ihn der große Hofhund in der Arbeit habe.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Den Lärm hört am allerersten die Frau Mutter und macht sogleich energische Versuche zur Wiederherstellung der äußeren Ansicht ihres einzigen Sohnes.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

[91] Allein erst nach Anwendung der kräftigsten Wasch-und Schönheitsmittel bekommt der Pepi seine vorige Gestalt wieder.


Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Der Herr Vater aber läßt es an den eindringlichsten moralischen Ermahnungen nicht fehlen, damit der Pepi nicht vergißt, daß, wenn auch der Herr Pate auf den Macherlohn verzichtet, doch jede neue Hose viel Geld kostet.[92]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 86-93.
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