Neunter Auftritt.

[36] Herr Vielwitz. Herr Reinhart.


HERR VIELWITZ sehr erschrocken. Was? Sie haben die Verse an der Jungfer, in Ihrem Umschlage?

HERR REINHART. Ja, da sind sie. Er giebt sie ihm.[36]

HERR VIELWITZ schlägt die Hände zusammen. Nun bin ich verlohren! das ist wieder ein neues Unglück vor mir.

HERR REINHART. Wie so?

HERR VIELWITZ. Ach! so habe ich meinem Vater das verwünschte Schäferspiel eingesiegelt! Was wird der Mann von mir denken? Er enterbt mich gewiß: denn er ist ein sehr hitziger Mann. Ich bin des Todes!

HERR REINHART. Ich wollte gern ein Mitleiden mit Ihnen haben: allein es ist mir allemal eine Freude, wenn die Thorheit und Bosheit in ihre eigene Falle fällt.

HERR VIELWITZ. Ich muß den Augenblick der Post eine Staffette nachschicken, und versuchen, ob ich meinen Brief wieder bekommen kann. Mein Diener aber soll mir noch heute die Post bestellen. Ich will stehendes Fußes von einer Akademie fort, wo mir alles so verkehrt geht. Er geht ab.

HERR REINHART. Und ich will die schöne Lobschrift lesen, die Sie mir gemacht haben: damit ich Ihnen desto herzlicher zu Ihrer Abreise Glück wünschen könnte. Er geht ab.[37]

Quelle:
Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Der Witzling. Berlin 1962, S. 36-38.
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