Café national

[19] Mel. Wilhelm, komm an meine Seite.


Welch ein Flüstern, welch ein Summen!

Welch ein stiller Lesefleiß!

Nur Marqueure schrei'n und brummen:

Tasse schwarz! und Tasse weiß!


Und die Zeitungsblätter rauschen,

Und man liest und liest sich satt,

Um Ideen einzutauschen,

Weil man selbst gar wenig hat.


Und sie plaudern, blättern, suchen,

Endlich kommt ein Resultat:

Noch ein Stückchen Aepfelkuchen!

Zwar der Cours steht desolat.


Und sie sitzen, grübeln, denken,

Und sie werden heiß und stumm,

Und mit kühlenden Getränken

Stärken sie sich wiederum.


So vertreibt man sich die Zeiten

Nach des Tages Hitz' und Last,

Bis erfüllt mit Neuigkeiten.

Geht nach Haus der letze Gast.[20]


Doch am Morgen sieht sich wieder

Hier der alte Lesekreis,

Und man läßt sich häuslich nieder:

Tasse schwarz! und Tasse weiß!

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder von Hoffmann von Fallersleben, 1. + 2. Theil, 2. Theil, Hamburg 1841, S. 19-21.
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