8. Helene

[203] Tretet ein, hoher Krieger,

Der sein Herz mir ergab!

Legt den purpurnen Mantel

Und die Goldsporen ab!


Spannt das Roß in den Pflug,

Meinem Vater zum Gruß!

Die Schabrack mit dem Wappen

Gibt 'nen Teppich meinem Fuß.


Euer Schwertgriff muß lassen

Für mich Gold und Stein,

Und die blitzende Klinge

Wird ein Schüreisen sein.


Und die schneeweiße Feder

Auf dem blutroten Hut

Ist zu 'nem spielenden Wedel

In der Sommerszeit gut.
[203]

Und der Reitknecht muß lernen,

Wie man Lebkuchen backt,

Wie man Wurst und Gefüllsel

Auf die Weihnachtszeit hackt!


Nun befehlt Leib und Seele

Dem heiligen Christ!

Denn ihr seid verkauft,

Wo kein Erlösen mehr ist!


Seid der Liebe verfallen

Und verpfänd't euer Blut!

Müsset leiden und brennen

In ewiger Glut!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 203-204.
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