Dritter Auftritt

[261] Thusnelda tritt, einen Vorhang öffnend, zur Seite auf. Die Vorigen.


HERMANN.

Thuschen!

THUSNELDA.

Was gibt's?

HERMANN.

Geschwind! Ventidius sucht dich.

THUSNELDA.

Wo?

HERMANN.

Von dem äußern Gang.

THUSNELDA.

So? Desto besser.

So bin ich durch den mittlern ihm entflohn.

HERMANN.

Thuschen! Geschwind! Ich bitte dich!

THUSNELDA.

Was hast du?

HERMANN.

Zurück, mein Herzchen! Liebst du mich! Zurücke!

In deine Zimmer wieder! Rasch! Zurücke!

THUSNELDA lächelnd.

Ach, laß mich gehn.

HERMANN.

Was? Nicht? Du weigerst mir –?

THUSNELDA.

Laß mich mit diesem Römer aus dem Spiele.

HERMANN.

Dich aus dem Spiel? Wie! Was! Bist du bei Sinnen?

Warum? Weshalb?

THUSNELDA.

– Er tut mir leid, der Jüngling.

HERMANN.

Dir leid? Gewiß, beim Styx, weil er das Untier gestern –?

THUSNELDA.

Gewiß! Bei Braga! Bei der sanften Freya:

Er war so rüstig bei der Hand!

Er wähnte doch, mich durch den Schuß zu retten,

Und wir verhöhnen ihn!

HERMANN.

Ich glaub, beim Himmel,

Die römische Tarantel hat –?

Er wähnt ja auch, du Törin, du,

Daß wir den Wahn der Tat ihm danken!

Fort, Herzchen, fort!

EGINHARDT.

Da ist er selber schon![261]

HERMANN.

Er riecht die Fährt ihr ab, ich wußt es wohl.

– Du sei mir klug, ich rat es dir!

Komm, Eginhardt, ich hab dir was zu sagen.


Ab.


Quelle:
Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1978, S. 261-262.
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