Fünfzehnter Auftritt

[35] Die Vorigen. Zar.

Nr. 7. Finale


ZAR zu Marie und Iwanow.

Das Fest beginnt, seid ihr bereit und fertig?

Schon ertönt lautes Jubelgeschrei;

Man ist des Brautpaars nur gewärtig,

Dann ziehn sie im Glanze hier vorbei.

MARIE.

Eben recht, daß Ihr kommt, denn nur Ihr seid der Mann,

Der den Kopf diesem Herrn da zurechtsetzen kann.

ZAR.

Was gibt es wieder?

MARIE.

Händel zwischen den beiden;

Daß man mich hübsch findet, will er nicht leiden,

Und ich kann doch, weiß Gott, nichts dafür.[35]

IWANOW.

Deine Hübschigkeit geht den Franzosen nichts an.

MARQUIS der den Zaren beobachtet.

Das ist wahrlich ein anderer Mann.

Die edle Bildung, der feurige Blick!

IWANOW für sich, auf den Marquis blickend.

Wart nur, dir brech ich noch das Genick.

ZAR für sich.

Ein Franzose, wie kommt der hierher?

MARIE zu Iwanow.

Du wütest wieder gar zu sehr.

IWANOW.

Oh, daß er doch bei allen Teufeln wär'!

MARQUIS.

Das ist fürwahr kein gewöhnlich Gesicht.

Laß sehn, vielleicht täusche ich mich nicht.


Er tritt zwischen Marie und Iwanow.


Ich kam nicht, Zwietracht zu erregen

Hierher, das glaubt mir sicherlich.

Drum frag ich, lieber Freund, weswegen

Seid Ihr so bitterböse nur auf mich?

Laßt Euren Zorn entschwinden

Und reicht versöhnlich mir die Hand;

Ist, eine Schöne schön zu finden,

Denn ein Verbrechen hierzuland?

Ich kann kein reizend Wesen sehn,

Muß huld'gend nahn;

Ist hier vielleicht zuviel geschehn,

Erbitt ich gnäd'ge Strafe mir.

MARIE.

Ich darf in Wahrheit eingestehen,

Er huldigte sehr artig mir:

Hat er zuviel mich angesehen,

Wird gnäd'ge Strafe ihm dafür.

IWANOW.

Ich darf in Wahrheit eingestehen,

Er huldigte gehörig ihr;

Das soll ich alles so ansehen,

Und doch verargt den Zorn man mir.

ZAR.

Ich darf in Wahrheit eingestehen,

Der Mann aus Frankreich scheinet mir

Nicht auf Erobrung auszugehen,

Ihn fesseln andre Zwecke hier.


Zum Marquis.


Wo sind Sie her, mein Herr, wenn mir erlaubt zu fragen?[36]

MARQUIS tritt dem Zaren zur Linken.

Von Rijswijk, der Gesandtschaft dien ich dort;

Wir reisen ab in wenig Tagen.

ZAR.

Warum verlassen Sie den Ort?

MARQUIS den Zaren stets fixierend.

Der Grund ist einfach, es kam uns zu Ohren –

Die Nachricht wurde als verbürgt genannt –

Der Zar sei rettungslos verloren,

Der Russen Niederlage ist nur zu bekannt.

ZAR heftig.

Unmöglich!

MARQUIS für sich.

Es ist der Zar, bei meiner Ehr'.

ZAR.

Wer sagt das?

MARQUIS.

's ist gewiß, der Russen tapfres Heer

Soll vom Großwesir total geschlagen sein.

Indem wir reden, ziehen sie in Moskau ein.

ZAR sich vergessend.

Ha, schändlich ist's erlogen!

Die Türken weit und breit,

Sie zittern vor der Russen Tapferkeit;

Die Siege bei Procop verkünden ihre Taten.

MARQUIS leise sprechend, zum Zaren.

Sie sind der Zar, Sie haben sich verraten.

ZAR für sich.

Was tat ich?

MARIE UND IWANOW die sich zurückgezogen, vortretend.

Was habt ihr?

ZAR.

Es ist nichts, mein Freund, glaube mir.

IWANOW triumphierend zum Zaren.

Du nimmst dich meiner treulich an,

Das ist brav!

MARIE spottend zu Iwanow.

Was hat man dir zuleid getan,

Du armer, armer Mann?


Musik auf dem Theater.


Ach die Musik, ei das ist gut.

Es geht zum Tanz.

IWANOW.

Mir ist gar nicht tanzerig zumut.


Sie gehen nach dem Hintergrund.


MARQUIS zum Zaren.

Sire, ich habe Sie erkannt.

ZAR.

Wer sind Sie?

MARQUIS.

Marquis von Chateauneuf,

Vom König von Frankreich hierhergesandt.[37]

Wollen Sie die Gnad' gewähren,

Mich huldreich anzuhören?

ZAR leise.

Man kommt. Auf Ihr Inkognito bedacht!

Wir treffen uns, für jetzt so viel,

Daß mir Ihr Hiersein Freude macht,

Es führt vielleicht uns zum gehofften Ziel.


Quelle:
Albert Lortzing: Zar und Zimmermann. Stuttgart [o. J.], S. 35-38.
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