Schreiben des Herrn von G... an Hartknopf.

[101] »Ich wünsche Sr. Wohlehrwürden, meinem lieben Andreas zu seiner Verbindung von Herzen Glück, in dem Verstande nehmlich, worin er und ich das Glück zu nehmen gewohnt sind – nicht als ob wir es schon ergriffen hätten, oder ergreifen könnten, sondern als diejenigen, die da harren, bis ihre Auflösung kömmt. – Bis dahin muß ja Leid und Freude übertragen, und eins ins andere gerechnet werden, weil man sonst auch bei den glücklichsten Evenements nicht auskömmt.« –

»Die Jungfer Sophie Erdmuth ist, so weit ich sie kenne, ein sehr sanftes und gutes Frauenzimmer, welche richtig urtheilt. Sie wird einen Mann sehr glücklich machen, der von nun an in seinem Gleise fortwandelt, und sich weder zur[102] Rechten noch zur Linken umsieht. – Da nun die Kreuzesschule, wozu ich meinen lieben Hartknopf eingeladen, durch diese Verbindung ein Paradieß für ihn zu werden scheint, so wünsche ich denn, daß dieß Paradieß bald möge durch ihn bevölkert, und ich zum Zeugen des Erstgebohrnen mit gerufen werden, so lange ich von den Begebenheiten auf dieser Erde noch ein Zeuge seyn kann. Es ist sehr wahr, was er schreibt, daß die Sonne noch nicht aufgegangen sey, unter der wir leben und wirken können, daß wir und kommende Geschlechter noch in Zelten im Dunkel des Waldes übernachten, und harren müssen bis die Morgenröthe anbricht – – und so kann ich es ihm auch wahrlich nicht verargen, daß er sich sein Zelt aufschlägt, und in der kalten Morgenlust nicht unter freiem Himmel liegen will.«

»Damit er nun aber auch das Zelt mit Quasten und Franschen verzieren könne, bitte ich, Inliegendes als einen kleinen Beitrag zu seiner ersten Einrichtung anzunehmen. – Und so wollen wir denn in Geduld den Tag des Aufbruchs aus dem Lager erwarten, und uns bis dahin einrichten[103] so gut wir können, aber ja die Stäbe nicht zu fest einschlagen, sondern die Erde umher locker lassen, damit wir nicht langsam erfunden werden, wenn es gilt, schnell zu seyn. – Der innere Friede sey mit uns!«

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 101-104.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Andreas Hartknopfs Predigerjahre
Andreas Hartknopf. Eine Allegorie / Andreas Hartknopfs Predigerjahre
Anton Reiser, Andreas Hartknopf und Andreas Hartknopfs Predigerjahre