Zweiter Auffzug.

[328] Mars / Staatsmann / Madame Mißtrau / hernach kommen Osman der Türke / und Cham der Tartar.


MARS. Glük zu Madame / ihrer Ankunfft halber bin ich zum theil erfreuet / zum theil aber verwundert / angesehen ich[328] vom Herrn Staatsmann vernommen / daß sie zu Fortsetzunge unserer remarquablen Kriege in Teutschland sich nebenst uns bestes Fleisses wolle gebrauchen lassen.

FRAU MISSTRAU. Ja / großmächtigster Mars / euer Excellentz zu dienen befinde ich mich jederzeit so schuldig / als willig / bin auch zu dem Ende auff des Herren Staatsmannes / als meines nahen Blutsverwanten / vielfältiges ansuchen gerne erschienen / man lasse sich nur herauß / was man von mir begehret?

STAATSMANN. Madame Diffidence, sie weiß ja gar wol / welcher gestalt gegenwertiger unüberwindlichster Mars / mein gnädigster Herr / nunmehr fast dreissig gantzer Jahre das Regiment in Teutschland geführet / und seine unvergleichliche Tapfferkeit dergestalt darinnen sehen lassen / daß schier alle Welt davon weiß zu singen und zu sagen: Nun wird aber von vielen Orten die eigentliche Zeitung eingebracht / ob wären die sämptliche teutsche Stände ernstlich bemühet / die ewige Feindin des allertapffersten Mars / den Frieden sage ich / ja eben den uns hochschädlichen Friede zu reduciren / und zum äussersten Ruin und Verderb so vieler tausend hertzhaffter Soldaten mit grosser Begierde wiederumb auff und anzunehmen. Dieses schädliche Vorhaben nun zu hintertreiben / wenden wir billig allen unsern Fleiß / Kunst und Geschikligkeit an / und gebrauchen uns so wol des Fuchßbalges / als der Löwen Haut / bald müssen wir uns der hinterlistigen Betrieglichkeit / und bald darauff öffentlicher Gewalt bedienen / weßwegen wir euch Madame anhero fordern lassen / daß sie uns doch in diesem rühmlichen[329] Vorhaben behülflich seyn / fürnehmlich aber den Saamen des Mißtrauens in die Hertzen der teutschen Fürsten und Stände außstreuen wolle / welches denn ein sehr kräfftiges Mittel seyn wird / den bevorstehenden / und schier halbbeschlossenen Friede schleunigst zu vernichten.

MARS. Nunmehr erfahre ich es in der Warheit / mein allerliebster Staatsmann / daß du es treulich und auffrichtig mit mir meynest / ja nun merke ich erstlich / zu was Ende du gegenwertige Madame Diffidence hast lassen anhero kommen! aber / sie sage mir mein Fräulein / was ist sie wol bedacht bey diesem Handel fürzunehmen?

FRAU MISSTRAU. Gnädigster Herr / was solte ich viel anders fürnehmen / als was gleich itzt Herr Staatsmann hat erwehnet? Eben dieses ist auch meine Meinung / man müsse in die sämtliche teutsche Stände ein solches Mißtrauen pflantzen / daß sie alles das jenige / was bißhero in der langwirigen kostbaren Friedenshandlung vorgangen / für lauter ungegründete / vergebliche Worte oder vielmehr hochschädliche Vorschläge / durch welche das eine Theil das andere zu hinterlisten gedenket / halten / ja vestiglich glauben / es könne anders kein Friede / als zu ihrem äusserstem Verderbe gemachet oder beschlossen werden.

STAATSMANN. So recht / mein allerliebstes Fräulein / so recht! das ist auch mein sentiment, und muß sie für allen Dingen erstlich dieses wol in acht nehmen / daß sie den teutschen Ständen den Unterscheid der Religionen und so vieler darauß herrührenden inconvenientien fleissig inpredige / da muß man sie mit einer sonderbaren Spitzfündigkeit überreden / es sey nicht müglich / daß waare Einigkeit bey so unterschiedlichen Glaubensbekäntnissen unter ihnen[330] könne erhalten werden / denn CHristus und Belial / Liecht und Finsternisse / Warheit und Lügen werden sich nimmer zusammen reimen / das allerbeste Mittel sey / man setze den Krieg so lange mit beständigem Eifer fort / biß das eine Theil gäntzlich sey unterdrükket und vertilget wor den.

FRAU MISSTRAU. Ob zwar / vielgeehrter Herr Staatsmann / der Unterscheid der Religionen kein schlechtes Mißtrauen in den Gemühtern der kriegenden Theile gebiehret / ich auch dannenhero nicht unterlassen werde / diesen Punct den sämptlichen Ständen / so viel nur immer müglich / einzublasen; So erachte ich doch auch für hochnöhtig / daß man einem jedweden Fürsten und Herren / ja auch einer jeglichen Stadt / und so gar unzehlich vielen Privatpersonen ihr sonderbares interesse, die zeitliche Güter betreffent / mit beweglichen Gründen vorhalte / und ihnen listiger weise zu Gemühte führe / was sie bey Wiederbringung des Friedens für einen unglaublichen Schaden zu gewarten haben / denn da wird man erstlich recht üm das Meum und Tuum spielen / ja / da wird mancher mit grosser Betrübnisse / zu seinem äussersten Verderb / wieder müssen herauß geben / was er schon so viele Jahre geruhiglich hat possidiret und besessen / da wird mancher ins Fäustlein lachen / wenn er nun sihet / wie sein Nachbar die schönste Herrschafften / Adeliche Sitze / Häuser / Landgüter / ja wol gantze Städte und Länder wieder muß quitiren / und hat doch ein anderer keine Versicherung / ob er auch noch die / durch den Friedenschluß ihme zugeeignete Güter ins künfftig werde behalten / Warlich[331] / euer Excellentz glauben mir / das Mein und Dein sind die allerkräfftigste Mittel / wodurch das Mißtrauen in den Hertzen der teutschen Stände kan gepflantzet / fomentiret / und vermittelst desselben der schon vor Augen schwebender Friede schleunigst wieder zu rükke getrieben werden / Osman der Türke gehet auff in türkischer Kleidung und Rüstung.

MARS. Es ist freilich mehr denn all zu wahr / daß die teutsche Herren und Stände die jenige Herrschafften und Güter / welche sie von so langen Zeiten her besessen / mit höhestem Unwillen wiederumb werden abtreten / worauß den folgen muß / daß sie den ihnen bißhero nützlichen Krieg mit dem bevorstehenden hochschädlichen Friede gantz ungern werden vertauschen / bitte demnach sehr freundlich / Madame Diffidence wolle bey denen teutschen Ständen allen müglichen Fleiß anwenden / daß ja der eine gegen dem andern in das höheste Mißtrauen gesetzet / die Continuirung des Krieges behauptet / und die neue Friedenshoffnung gäntzlich möge vernichtet werden. Aber sihe da / ist das nicht mein Osman / der Welt zwingende Türke / mein allergetreuester Mignon, was wird derselbe gutes bringen?

STAATSMANN. Eben derselbige Osman ist es / gnädigster Herr / und wolle sich eure Excellentz über seiner Ankunfft nur nicht verwunderen / ich habe ihn lassen anhero foderen / in Betrachtung er ein gar fürnemes Werckzeug ist / wodurch unser Fürhaben glüklich kan ins Werk gerichtet werden.[332]

OSMAN. Glük zu dem allerunüberwindlichsten Kriegeshelden Mars / meinem höchstgeehrten Vatter / meinem fürtreflichen Lehrmeister / FeldObristen und gewaltigsten Patronen.

MARS. Glük zu dem tapfferen Fürsten Osman / unserem liebsten Freunde und getreuesten Diener / O wie sehe ich dich jetzt zu rechter und bequemer Zeit anhero kommen!

OSMAN. Dem allermächtigsten Kriegeshäupte dieser grossen Welt / alle angenehme Dienste zu erweisen / soll mir die höheste Lust und grösseste Ehre seyn / und schwehre ich dem Mars bey meinem Mahomet / daß ich tausendmal lieber sterben / als meinen Säbel wil müssig liegen und im Friede lassen verrosten.

STAATSMANN. Es zweifelt weder der großmächtigste Mars / noch auch einiger anderer Kavallier an des Sultan Osmans weltberühmten Tapfferkeit / aber / O Osman / Osman / der großmächtigste Mars ist bey dieser Zeit deiner getreuen Dienste sehr höchlich benötiget!

MARS. Ja mein redlicher Osman / kanst du nun etwas sonderliches außrichten zu meinem Besten / so wil ich dich rühmen / so lange ich dieses Schwerdt der gantzen Welt zum Schrecken werde führen. Der Tartar Cham tritt auff in seinem Tartarischen Habit mit Flitzbogen und Pfeilen.

OSMAN. Wie Mars? Kan denn in einem solchen großmächtigen Hertzen / wie das seinige ist / wol einiger Zweifel[333] hafften / so wol wegen meines guten Willens ihm zu dienen / als auch des Vermögens / das begehrte couragieux zu vollenbringen?

MARS. Jch zweifel gantz und gar nicht daran. Aber sehet da! Ein neuer und zwar sehr fleissiger Held in unserer Kriegesschule! Tartar Cham kommt auch uns heimzusuchen / warlich mein Cham / du bist uns von Hertzen willkommen.

CHAM. Großmächtigster Mars / Herr und Vatter aller Tartarischen Käiser und Myrsen / daß deine Hoheit mich / deinen leibeigenen Diener und Vasallen / durch gegenwertigen Staatsmann hat lassen anhero fodern / solches empfinde ich als ein sonderbares Zeichen deiner Wolgewogenheit / und daferne man mir etwas zu befehlen hat / bin ich bereit solches nach allem meinem Vermögen schleunigst ins is Werk zu stellen.

STAATSMANN. Ja tapfferer Tartar Cham / der unüberwindlicher Mars begehret so wol von dir / als dem Türken Osman / daß ihr euch in einer / uns allen hochangelegenen Sache getreulichst wollet gebrauchen lassen / und zwar so muß euch hiemit nohtwendig ohne einige Weitläufftigkeit vermeldet werden / welcher gestalt das mächtigste unter allen Christlichen Königreichen / nemlich Teutschland / sich deß langen / und bey dreissig Jahren hero geführeten schweren Krieges gäntzlich zu entschütten / daß ihr durch den gewaltigen Mars aufgelegtes Joch von sich zu werffen / und unsere allerärgeste Feindin / nemlich den Frieden bey sich zu haben und zu behalten gantz inbrünstig begehret / welches[334] aber zu verhindern ihr beide / als unseres Beherrschers und Gebieters des großmächtigsten Mars / getreueste Diener und Kriegesvasallen / alle Mittel werdet herfür zu suchen wissen.

OSMAN. Was sagst du Staatsmann? will der Römische Kaiser / das treflichste Haupt der gantzen Christenheit / und die teutsche Fürsten Frieden in ihren Ländern stifften?

CHAM. Was? wollen die Teutsche unsern Mars verstossen / und an dessen Statt den Friede auff und annehmen? Das sey ferne / welcher Teufel auß der Höllen hat diesen Vorschlag erdacht oder zum erstenmal herfür gesuchet?

MARS. Ja / ihr meine getreue Untersassen / deme ist nicht anders / das grosse Teutschland schreyet nichtes / als Friede / Friede / Friede I was wil auß diesem Handel endlich werden?

OSMAN. Bey dem heiligen Haupte des Mahomets / ich erschrekke von Hertzen / ja die Haut erschüttert mir / daß ich hören muß / es soll der Friede in Teutschland herwieder gebracht werden / hat Teutschland Friede / so werden wir mit aller unser Macht demselben hinführe gar wenig können schaden / ja ich fürchte sehr sehr / daß alle meine Mühe / welche ich bißhero angewendet / das Königreich Kandiam / und durch dasseble folgendes viele andere mehr / sonderlich aber Teutschland zu erobern / gantz und gar vergebens sey / Ach / ach / ich kenne die teutschen Helden allzuwol / wehe uns wo wir diesen Adlern in die Klauen gerathen![335]

CHAM. Wie nun zum hundert tausend Teufel / Bruder Osman / wie stellest du dich so weibisch und verzaget? Lebt denn nicht unser Vater Mars noch und hat derselbe nicht Mittel genug / nebenst uns den Frieden auß der Welt zu jagen / und den uns angenehmen Krieg in alle ewige Ewigkeit fortzusetzen? Zu deme / so weiß ja Staatsmann noch andere Anschläge genug / den Frieden zu verhindern / und den großmächtigsten Mars bey seinem Ansehen zu erhalten.

STAATSMANN. Das war recht und wol geredet / Tartar Cham / du hast ein Manneshertz / wiewol ich auch am Türken Osman nicht zweifele. Jch habe einen gar guten Muht / unser Vorhaben glüklich hinauß zu führen / denn / sehet / dieses Fräulein Mißtrau wird die Hertzen der Teutschen Fürsten und anderer Stände dergestalt einnehmen / daß keiner zuletzt deß Friedens wird begehren / und / dafern ja noch etliche nach dem Friede würden schreien / so must immittelst du / großmächtigster Weltbeherrscher Osman / deinen Krieg wider die Venetianer auff das eiferigste forttreiben / ja du must auch ferner deine Leute in Ungern dahin halten / daß sie den Christen / sonderlich aber den Teutschen nirgends Friede lassen / sie müssen ihnen täglich einfallen / sie müssen unnachlässig streiffen / rauben und brennen / biß gar auff Oesterreich / Böhmen / Schlesien / Steiermark / Krain / und noch andere / diesen Herrschafften nahe gelegene oder angräntzende Oerter. Ferner must du durch etliche / dem Teutschen Kaiser zugehörige Länder / für dein Volk freien Paß oder Durchzug begehren / und wenn dir solches wird gewegert / denselben mit Gewalt nehmen / ja du must allerhand Gelegenheit herfür suchen / daß du den Teutschen[336] in die Hahre kommen und sie der Hoffnung des so viel begehrten Friedens gäntzlich mögest berauben.

OSMAN. Großmächtigster Mars / alles was Staatsmann zu diesem mahle in deinem Namen von mir begehret / wil ich dermassen treulich und fleissig außrichten / daß alle Welt möge erkennen und urtheilen / daß ich aller Teutschen abgesagter Feind und dein getreuster Diener leben und sterben wolle. Was? solte Teutschland Friede haben? Jn Ewigkeit nicht: Jch wil den Teutschen ein neuer Teufel / ja mehr denn tausend Teufel seyn / ich wil ihre Gewaltige / ihre Fürsten und Obrigkeiten schlachten / wie das Mastviehe / ich wil ihre Weiber und Jungfrauen meinen Löwen und Hunden zu zerreissen fürwerffen. Jch wil ihre kleine Kinder und Säuglinge mit Pferden zutretten / ich wil ihre noch übrige grosse Städte der Erden gleichmachen / alles mit Feur verbrennen / und durch gantz Teutschland dergestalt hausen / daß die gantze Welt für meinen Waffen soll zittern und erschrekken.

MARS. So recht / mein getreuster Oßman / du hast in meiner Kriegesschule so wol und fleissig studiret / daß ich dir für vielen andern ein sonderbares wolverdientes Lob muß geben.

STAATSMANN. Ja / großmächtigster Mars / Osman ist in Warheit hoch zu rühmen / was solte aber dem Tartar Cham fehlen / meinet euer Excellentz nicht / daß er zum Kriege wider die Teutschen ja so hurtig sey als jener?[337]

CHAM. Was? solte ich nicht ja so wol ein getreuer Diener des Mars als mein Vetter Sultan Osman seyn? das müste mich bey dem Machomet / ewig verdriessen!

STAATSMANN. Habe ich es doch schon gesaget / du tapfferer Tartar Cham / daß an deinem Heldenmuhte im wenigsten sey zu zweiffeln / dieses aber muß ich dich wolmeinentlich erinnern / daß du in deinem angefangenen Kriege wider die Polen / gleich wie Osman wider die Venetianer und Ungern ernstlich fortfahrest / und allen müglichen Fleiß anwendest / daß du mit Hülffe des Osmans dieses Königreich unter deine Gewalt bringest / wenn du nun solches glükklich hast außgerichtet / so kanst du mit gar geringer und leichter Mühe auch Teutschland überfallen / ja denn kanst du in Böhmen / Schlesien / Preussen / Pommern / unnd andere dem Königreiche Polen nahe gelegene Länder leicht einbrechen / und folgends gantz Teutschland erobern. Was gilts / es soll sich alsdenn der Fried so wenig in Teutschland als in Frankreich / Kandien / und mehr dergleichen Oerter lassen finden!

CHAM. Herauß du mein Blutsprützender Säebel / Er ziehet vom Leder. herauß du Menschenzerfleischer / wehe dir Teutschland / wann ich erstlich über dich komme! wie wil ich deine junge Mannschafft zerknirschen / wie man die reifte Trauben pfleget zu keltern / du Teutsches Fleisch / sollest mir hinfüro meine Mahlzeiten bestellen / das Blut deiner Jünglinge und Jungfrauen soll mir der allersüsseste Wein und das angenehmste Getränk seyn / meinen Rossen wil ich mit Menschen lassen streuen / das Mark auß den Knochen deiner zarten Kinder / soll mir an statt des Schmaltzes und der Butter seyn / ja Menschengehirn wil ich für[338] Reiß essen / gantze Ströhme von Blut wil ich in Teutschland vergiessen / man soll Wolkenhohe Berge von Menschen- Knochen darin finden / ich wil mein Feldlager mit lauter Todtenschedlen und Gebeinen der erschlagenen Teutschen lassen umbmauren / und auff eine solche Art wil ich den Friede / nicht allein auß Teutschland / sondern auß der gantzen weiten Welt jagen / bannen und vertreiben.

MARS. Das mögen ja Hertzbewegende kühne Verheissungen seyn / welche einen tapfferen Held erstlich recht munter und freudig können machen! O Osman / du behertzter Türke / und du unverzagter edler Cham / ihr seyd es / welche auff hochvernünfftiges Jnrahten meines vielgeliebten Staatsmannes die Ehr meiner Waffen zu befördern / und den verfluchten Frieden auß dem Teutschen Reiche zu verjagen tüchtig werdet befunden / euch beyden und dem Fräulein Mißtrau befehle ich nochmalen meine Wolfahrt / und schwere euch bey meinen hellgläntzenden Waffen / daß ich solche eure getreue Dienstleistungen mit höhester Gnade und Gutthaten zu erkennen / mir die gantze Zeit meines Lebens wil angelegen seyn lassen.

OSMAN. Allerunüberwindlichster Mars / hie stehe ich und bin bereit ins Feld zu gehen / so bald es dir nur wird belieben / deinen gehorsamsten Diener solches zu befehlen.

CHAM. Und eben ich erwarte nichts anders / als daß zum Auffbruche ein Zeichen gegeben / und meine sieghaffte Tartarn wider das Teutsche Königreich angeführet / und ihnen alle desselben Länder zur Beute mögen außgetheilet werden.

FRAU MISSTRAU. Thut euer bestes / ihr tapffern Helden / und haltet euch versichert / daß das Mißtrauen und der Argwohn[339] / welchen ich in die Hertzen der Teutschen Fürsten und Stände zu pflantzen bedacht bin / zu Hintertreibung des Friedens so trefflich viel soll nützen / daß der Großmächtigster Mars mir nicht weniger als euch für euere tapffere Dienste deßwegen alle Gnade zu erzeigen / sich jederzeit obligat wird befinden.

MARS. Sie lasse nur an ihrem Fleisse nichts erwinden / Madame Diffidence, ich schwere euch nochmalen / daß ich alle zu meinem Nutzen und Verjagung des Friedens angewendete Dienste mit Ehren / Dank und Gnade überflüssig zu erkennen nicht unterlassen wolle.

STAATSMANN. Wolan denn / die Glokke ist gegossen / und der Rath beschlossen / und weil das lange warten sehr gefährlich / so lasset uns alle eiligst auffbrechen / und von hinnen ziehen / unser Vorhaben ins Werk zu richten. Auff / auff und lasset uns den Handel nur frisch anfangen / und glücklich zum Ende führen. Fräulein Mißtrau gehet voran / ihr folgen Staatsmann in der Mitte / zur Rechten Osman / zur Linken Cham / die blasen alle drey ein jedweder in ein Horn / hinter ihnen komt Mars / der gehet ab mit grossem Pracht und stoltzen Geberden.


Quelle:
Johann Rist: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1972, S. 328-340.
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