[198] Ein Offizier von der Leibwache. Die Vorigen.
OFFIZIER dringend.
Rebellion!
Wo ist der König?
Er arbeitet sich durch die Menge und dringt bis zum König.
Ganz Madrid in Waffen!
Zu Tausenden umringt der wütende
Soldat, der Pöbel den Palast. Prinz Carlos,
Verbreitet man, sei in Verhaft genommen,
Sein Leben in Gefahr. Das Volk will ihn
Lebendig sehen oder ganz Madrid
In Flammen aufgehn lassen.
ALLE GRANDEN in Bewegung.
Rettet! Rettet
Den König!
ALBA zum König, der ruhig und unbeweglich steht.
Flüchten Sie sich, Sire – Es hat
Gefahr – Noch wissen wir nicht, wer
Den Pöbel waffnet –
KÖNIG erwacht aus seiner Betäubung, richtet sich auf und tritt mit Majestät unter sie.
Steht mein Thron noch?
Bin ich noch König dieses Landes? – Nein.
Ich bin es nicht mehr. Diese Memmen weinen,
Von einem Knaben weichgemacht. Man wartet
Nur auf die Losung, von mir abzufallen.
Ich bin verraten von Rebellen.
ALBA.
Sire,
Welch fürchterliche Phantasie!
KÖNIG.
Dorthin!
Dort werft euch nieder! Vor dem blühenden,
Dem jungen König werft euch nieder! – Ich
Bin nichts mehr – ein ohnmächtger Greis![198]
ALBA.
Dahin
Ist es gekommen! – Spanier!
Alle drängen sich um den König herum und knien mit gezogenen Schwertern vor ihm nieder. Carlos bleibt allein und von allen verlassen bei dem Leichnam.
KÖNIG reißt seinen Mantel ab und wirft ihn von sich.
Bekleidet
Ihn mit dem königlichen Schmuck – Auf meiner
Zertretnen Leiche tragt ihn –
Er bleibt ohnmächtig in Albas und Lermas Armen.
LERMA.
Hülfe! Gott!
FERIA.
Gott! welcher Zufall!
LERMA.
Er ist von sich –
ALBA läßt den König in Lermas und Ferias Händen.
Bringen
Sie ihn zu Bette. Unterdessen geb ich
Madrid den Frieden.
Er geht ab. Der König wird weggetragen, und alle Granden begleiten ihn.
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