Psalm. 12. Saluum me far deus

[650] Ein gebet psalm, wider die falschen lerer vnd feind, daß Got durch sein Euangelion allem irthumb vnd jamer wehren wölle.


1.

Hilff, HERR, sich drein in solcher fahr,

erbarm dich deinr gemeine!

Wie sehr nimpt ab die Christlich schar,

dein heufflin wirt gar kleine,

Es ist dein Wort verachtet sehr,

man predigt eitel vnnütz ler

vnd' den menschen kinden.


2.

Sie reden all auß falschem mund

mit vneynigem hertzen,

Ir ler steht loß, hat keinen grund,

den gwissen macht sie schmertzen,

Mit Fegfewr, Ablaß, Meß vnd Bann

die gantze welt verfüret han,

das laß dich, HERR, erbarmen.


3.

Du, HERR, rott auß all heuchelei,

steur den trutzigen zungen

Die vns durch list vnd Tyrannei

von deinem wort gedrungen:

Sie sprechen stolz vnd vnuerschampt

›wir haben recht vnd das Leer Ampt,

es darff vns niemand wehren.‹


4.

Weil dann das elend heufflin klein

veracht ist vnd zerstöret,

So wirdt Got selber Richter sein,

ir klag hat Er erhöret,

Sein Wort läßt leren frisch getrost,

das vns von jrem strick erlost

vnd tröstet die gewissen.


5.

Das silber, offt durchs feur bewert,

wirt lauter vnd gantz reyne,

Des gleich veruolgt man hie auff erd

Gots wort vnd sein Gemeyne:

Im Creutz beweist das Wort sein krafft,

das grossen nutz bein leuten schafft,

leucht hell in allen landen.


6.

Dabei wölstu vns, Herre Gott,

in einfalt reyn behüten

Vor dieser verfürischen Rott,

für jrer list vnd wüten:

Dann wo der Gotloß hauff regiert,

da wirt dein volck genarrt, verfürt

in ein Abgöttisch wesen.


7.

Got Vatter, Son, Heiligem geist,

im einfaltigen wesen,

Der vns sein wort hie glauben heyßt

all die Er hat erlesen,

Von Ewigkeyt jm außerwelt,

auß gnad für kinder hat gezelt,

dem sei lob, preiß vnd Ehre.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 650.
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